Andreas N. Tarkmann

Zwerg Nase/ Das kalte Herz

Juri Tetzlaff (Erzähler), Duisburger Philharmoniker, Ltg. Christoph Breidler

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Coviello Classics COV 91731
erschienen in: das Orchester 09/2018 , Seite 80

Zwei beliebte Kunstmärchen von Wilhelm Hauff (1802-1827) hat der 1956 in Hannover geborene Andreas N. Tarkmann vertont: im Auftrag der Duisburger Philharmoniker Zwerg Nase als gut 50-minütiges Orchestermärchen mit Sprecher, im Auftrag der Jungen Philharmonie Oberschwaben Das kalte Herz als zwölfminütige Konzertouvertüre.
In Zwerg Nase wird der kleine Jakob von einer alten Frau in einen Zwerg mit einer riesigen Nase verwandelt. Er muss nun in dieser Gestalt sein Dasein fristen, wird aber im Haus der Hexe zu einem fantastischen Koch ausgebildet. Der Fürst des Landes, ein Feinschmecker, nimmt Jakob in seine Dienste. Eines Tages trifft er die verzauberte Gans Mimi, die ihm das Geheimnis anvertraut, wie er wieder seine normale Gestalt bekommen kann.
Das kalte Herz erzählt die Geschichte des Köhlersohnes Peter, der dem bösen Holländermichel sein Herz verkauft und fortan ohne Mitleid und Gefühl sein Leben bestreitet. Doch kurz bevor ihn sein Geiz und sein Herz aus Stein zugrunde richten, hilft ihm das Glasmännlein, sein richtiges Herz zurückzuerlangen.
Den Text zu Zwerg Nase hat Jörg Schade geschickt gekürzt und um einige für Musik geeignete oder dezent aktualisierende Passagen erweitert. Den Text zu Das kalte Herz hat die junge Flötistin Lorna Bowden aus dem Jugendorchester so aufgeschrieben, wie ihn die Konzertouvertüre erzählt, er wird in dieser Aufnahme vorher vorgetragen.
Tarkmanns Musik ist überwiegend tonal, heiter, bildhaft und nicht zuletzt leitmotivisch verflochten. Der Clou besteht darin, dass in Zwerg Nase (ähnlich dem bewährten Vorbild Peter und der Wolf von Sergej Prokofjew) verschiedene Instrumente zur Charakterisierung der jeweiligen Menschen, Tiere und so weiter eingesetzt werden. Wunderbar zum Beispiel die alte Frau als Bassklarinette (hier gespielt von Andreas Reinhard), als Hexe dann zusammen mit dem Kontrafagott (Laszlo Kerekes).
Die Duisburger Philharmoniker geben auf dieser CD unter der Leitung des 1986 in Graz geborenen Christoph Breidler ihr Bestes – und das ist enorm. Ihren blitzblank polierten Klangfarben hört man die Freude an der ebenso raffinierten wie kurzweiligen Musik deutlich an. Zwerg Nase gibt nicht weniger als 18 Solopulten die Gelegenheit, sich klangschön und ausdrucksvoll zu profilieren, von der Flöte als Eichhörnchen (Alba Luna Sanz Juanes) bis zum Vater als Violoncello (Fulbert Slenczka). Juri Tetzlaff trifft als Erzähler sowohl den romantischen Flug der Fantasie als auch die leicht ironische Distanzierung (auch wenn er wenige Worte falsch ausspricht, etwa den Namen „Ezechiel“).
Ingo Hoddick

Page Reader Press Enter to Read Page Content Out Loud Press Enter to Pause or Restart Reading Page Content Out Loud Press Enter to Stop Reading Page Content Out Loud Screen Reader Support