Höhne, Steffen / Martin Tröndle (Hg.)
Zeitschrift für Kulturmanagement
Kunst, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, Jahrgang 1, 2015/2
Seit es so etwas wie Book on Demand gibt, kann bekanntlich jedermann dafür sorgen, dass seine literarischen oder sonstigen schriftlichen Elaborate in gedruckter Form zwischen zwei Buchdeckeln veröffentlicht werden. Über die Qualität derartiger Publikationen mag man angesichts fehlender Kontrolle durch ein professionelles Verlagslektorat streiten. Umso mehr gerät man ins Staunen und Nachdenken, wenn renommierte Protagonisten des Kulturmanagements als Herausgeber und ein ebenso renommierter Verlag in einem Buch ein Forum für Inhalte bieten, die eher zweifelhafter Natur sind.
Ausgabe 2/2015 der Zeitschrift für Kulturmanagement sie erscheint seit 2015 jährlich zwei Mal in Nachfolge des Jahrbuchs für Kulturmanagement enthält den Beitrag Das hohe Kulturgut deutscher Musik und das Entartete. Über die Problematik des Kulturorchester-Begriffs von Lutz Felbick aus Aachen. Felbick versucht seit Jahren auf verschiedenen Plattformen bei allen möglichen Gelegenheiten bislang erfolglos, die öffentliche Finanzierung der bis heute so bezeichneten Kulturorchester allein deswegen infrage zu stellen, weil dieser Begriff in der Zeit des Nationalsozialismus entstanden sei. Mit zahlreichen Halbwahrheiten, ganz offensichtlichen Fehlern, Zitieren überholter Quellen und dem Aufrühren einiger brauner Soße kommt der Autor zum Schluss, Kulturpolitik müsse bei der gegenwärtigen öffentlichen Finanzierung deutscher Opern-, Konzert- und Kammerorchester neue Schwerpunkte setzen. Gemeint ist offenbar eine neue öffentliche Förderung von anderen Musikrichtungen wie Jazz oder Weltmusik. Natürlich hat jeder das Recht auf seine Meinung und die freie Äußerung derselben. Aber dass Herausgeber und Verlag ein Forum für derart tendenziöse und fachlich zweifelhafte Beiträge bieten, ist schon erstaunlich.
Der Beitrag von Thomas Heskia mit dem Titel Money Talks. Über die Nichtneutralität von Geld in der Kulturfinanzierung ist da zwar aus ganz anderem Holz geschnitzt, angesichts seiner Sprache jedoch ebenso irritierend, wie folgendes Zitat zeigen mag: Durch die wachsende Anzahl von unterschiedlichen Bedeutungen und Ansprüchen, die dabei in die Kulturorganisationen hineingetragen werden, kommt es mit steigender Komplexität zu einer größeren Anzahl von Inkompatibilitäten bzw. dysfunktionalen Interaktionen einzelner Finanzierungsanteile.
Hier ist ein modernes umfassendes Kulturmanagement gefordert, das Inhalt und Finanzen in Beziehung setzen kann. Wie bitte? Einfach übersetzt heißt das: Wer das Geld gibt, der bestimmt die Musik. Bei privater Kulturfinanzierung ist das in der Regel so. Und deswegen ist es gut, dass es im deutschen Sprachraum eine öffentliche Kulturförderung gibt, die die erforderlichen künstlerischen Freiräume gewährt.
Instruktiv und gut gegliedert ist demgegenüber der Beitrag von Tobias J. Knoblich, der sich mit den Thüringer Kommunen, der Landespolitik und der Bürde der Kultur(finanzierung) befasst. Der zweite Buchteil bietet diverse Arbeits- und Tagungsberichte aus dem Kulturmanagement sowie Rezensionen. Eine Anschaffung des Buchs lohnt angesichts der konstatierten Mängel nicht.
Gerald Mertens