Daniel Glaus, Richard Wagner und Peter Tschaikowsky
Zehn Jahre Deutsche Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern
Ltg. Cristoph Poppen/Stanislaw Skrowaczewski/Karel Mark Chichon
Als vor zehn Jahren die Intendanten zweier ARD-Anstalten ihre Orchester der Spardoktrin folgend zwangsverheirateten, war der Grundstein für ein in der deutschen Radiogeschichte gelungenes Projekt gelegt: Auf der einen Seite war da das 1951 aus dem Funk- und Unterhaltungsorchester Kaiserslautern hervorgegangene Rundfunkorchester mit dem Fokus auf der leichten Muse und als Partner auf der anderen Seite das auf die Neue Musik spezialisierte Ensemble des Saarländischen Rundfunks, das Rundfunk-
Sinfonieorchester Saarbrücken. Ein gewagtes Experiment, für das es keine Vorbilder gab. Noch nie zuvor wurden über Rundfunkanstalten und Ländergrenzen hinweg zwei Klangkörper zu einem Orchester zusammengezwungen. Und so dauerte es etwas, bis Eins und Eins ist Eins Wirklichkeit wurde, wie Benedikt Fohr, Orchestermanager der ersten Stunde, im Rückblick schildert, und bis die Deutsche Radiophilharmonie Saarbrücken Kaiserslautern (DRP) zu einem festen Teil der Musikkultur im Südwesten wurde.
Doch der Anfangsverdacht, dass diese Jubiläums-CD-Box des Orchesters, das 2007 unter seinem ersten Chefdirigenten Christoph Poppen aufs Podium trat, eine Leistungsschau des vergangenen Jahrzehnts ist, ist falsch. Zu eng liegen die drei Livemitschnitte zeitlich beieinander. Poppen dirigierte sein Auftragswerk fürs Orchester Von den vier Enden der Welten des Schweizer Kirchenmusikers Daniel Glaus 2011 in Saarbrücken; nur 18 Monate später stand Stanislaw Skrowaczewski in Heidelberg vor dem Orchester, als die symphonische Zusammenstellung und Bearbeitung von Wagners Tristan und Isolde des Niederländers Henk de Vlieger auf dem Programm stand. Ein Vierteljahr später dirigiert Karel Mark Chichon Tschaikowskys f-Moll-Sinfonie. Drei Dirigenten, die das Orchester geprägt haben, drei ganz verschiedene Werke und doch ein Klang. Und das ist das Überraschende: Trotz der großen Unterschiede, trotz des verschiedenen Hintergrunds die Deutsche Radio Philharmonie hat ihren persönlichen Stil gefunden.
Und dennoch setzen die drei Dirigenten ganz eigene Akzente. Christoph Poppen zeigt im Oratorium von Daniel Glaus, wie souverän und selbstverständlich die eigenwilligen Klangvorstellungen des Schweizers
umgesetzt werden. Als langjähriger Mentor am Pult führt Stanislaw Skrowaczewski in der selten gehörten Tristan-Paraphrase hohe Orchesterkunst vor, bevor Karel Mark Chichon sein Ensemble mit rhythmischer Perfektion und zupackendem Musizieren zu sinfonischen Sternstunden führt.
Sparzwänge haben die Geburtswehen der DRP vor mehr als einem Dezennium eingeleitet. Hoffen wir, dass sich Intendanz und Politik in zwei Rundfunkanstalten und Bundesländern bewusst sind, wie wichtig das Orchester für die musikalische Kultur und Bildung im Südwesten ist. Chichon hat gerade erst wegen Budgetkürzungen sein Engagement vorzeitig beendet. Gerade heute, wo das Wort Bildung als politisches Mantra von überall her schallt, hat die DRP eine wichtige Rolle in der Kulturlandschaft zu erfüllen. Sie kann und will es, lassen wir sie es auch tun!
Markus Roschinski