Szymanowski, Karol / César Franck
Works for Violin & Piano
Franziska Pietsch (Violine), Detlev Eisinger (Klavier)
César Franck und Karol Szymanowski, so die Geigerin Franziska Pietsch, markierten für sie eine Gegenüberstellung der absoluten Extreme: Während nämlich Francks Klangwelt so schön und so rund sei, ließe sich bei Szymanowski neben der Sehnsucht nach dieser Schönheit und Vollkommenheit auch das andere sprich: das Moderne erkennen.
Diese Ansicht erklärt, warum Pietsch und ihr Partner Detlev Eisinger bei ihrer Interpretation von Szymanowskis dreiteiliger Komposition Mythen op. 30 vor allem Wert auf die Schönheit des Klangs legen, den explizit modernen Aspekten etwa den als Impulse für die Auseinanderfaltung der melodischen Linien dienenden Vierteltonintervallen zu Beginn des abschließenden Dryades et Pan jedoch etwas an Schärfe und damit auch Reiz nehmen.
Hat man sich damit abgefunden, wird man Zeuge einer in sich abgerundeten Wiedergabe: Überzeugend ist es beispielsweise, wie geschickt das Duo die von anderen Interpreten oft zu sehr als vordergründige Effekte inszenierten Passagen (beispielsweise die Tremoli im La fontaine dArethuse) in eine übergeordnete Dramaturgie einzubinden weiß. Darüber hinaus zeichnet sich der Zugang durch eine vielfältige Klanggestaltung man höre sich nur einmal die unterschiedlichen Vibratoabstufungen in Narcisse an sowie durch einen sehr flexiblen Umgang mit agogischen Nuancen aus. Besonders gekonnt ist das im dritten Stück realisiert, wo die Interpreten mit dezent betonter Atemlosigkeit auf die ständigen Ausdruckswechsel reagieren und dabei ein suggestives Klangpanorama schaffen, in dem die zarten Flageolettpassagen der Violine zum Dreh- und Angelpunkt werden.
Ähnliche Qualitäten lassen sich bei der Umsetzung von Francks A-Dur-Violinsonate entdecken. Ausgehend vom zart getönten Allegretto moderato formen die Musiker das nachfolgende Allegro zu einem aufgeregten Ineinandergreifen beider Instrumente, bei dem die Musik ständig nach vorn strebt und nur kurzzeitig in den melodisch-harmonischen Bezügen zum Eingangssatz zur Ruhe kommt. In Bezug auf klangfarbliche Kontraste wird hier und in der Recitativo-Fantasia das Gestaltungsspektrum bis hin zu matt, nahezu verlöschend vorgetragenen Passagen der Violine ausgereizt. Das Finale wiederum, von Pietsch und Eisinger mit viel klanglicher Emphase vorangetrieben, profitiert vom wiederholten Aufstauen musikalischer Energie, das die beiden schließlich in eine hymnisch angestimmte Schlusspassage münden lassen.
Szymanowskis Romanze op. 28 vermittelt die Welt der beiden Werke miteinander, da sie die Emphase der Franckschen Sonate mit einer nach vorne weisenden harmonischen Disposition verbindet. Das Werk erklingt in einer klangvollen Lesart, die obgleich die Violine hier eindeutig als führendes Instrument fungiert von exzellentem Zusammenspiel geprägt ist und mit subtilen Details, so den leichten Wandlungen im Tempo und der damit verbundenen Gestaltung von Übergängen, überzeugt.
Stefan Drees