Werke von Vieuxtemps, Milhaud, Fauré und anderen
Works for Viola & Piano
by French Composers, Peijun Xu (Viola), Paul Rivinius (Klavier)
Die Bratscherin Peijun Xu wurde in Schanghai geboren. Unterricht hatte sie zunächst in China, dann bei Roland Glassl an der Hoschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main, an der Kronberg Academy bei Nobuko Imai und an der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin bei Tabea Zimmermann. In den vergangenen Jahren hat sie ein paar der wichtigsten Wettbewerbe und Preise der Bratscherwelt gewonnen, zuletzt 2010 einen ersten Preis beim Internationalen Yuri Bashmet Viola-Wettbewerb in Moskau und 2012 einen ersten Preis beim Max-Rostal-Wettbewerb in Berlin. Ihre ehemalige Ausbildungsstätte, die Frankfurter Hochschule, berief sie schließlich als Dozentin. Sowohl im Neue-Musik-Kosmos als auch im Alte-Musik-Universum ist sie regelmäßig unterwegs. Liebe die Menschen, liebe alles im Leben, und halte dein Herz und die Musik rein!, dieser Wahlspruch schmückt ihre Homepage.
Aber es ist nicht einfach, den Kern ihres Spiels zu beschreiben, das Herz, das Zentrum ihres Musizierens in Worte zu fassen. Ihre neue Aufnahme, bei Profil erschienen (bereits vor zwei Jahren veröffentlichte sie ihre Debüt-CD), reiht Standardwerke des Bratschenrepertoires wie auf einer Perlenkette auf. Vieuxtemps-Sonate, Milhauds Quatre visages, Faurés Sicilienne und Après un rêve, Debussys Clair de lune, Francks A-Dur-Sonate (eigentlich für Violine geschrieben) addieren sich zu siebzig Minuten, in denen Paul Rivinius der Bratscherin ein nobler Begleiter ist (aber leider auch nicht mehr). In ihnen schnurrt die Welt eines Bratschenstudenten an einer deutschen Musikhochschule nahezu in Perfektion ab.
All die Stücke, die von den Eleven landauf, landab im Hauptfachunterricht in allen Facetten geputzt und dann bei internationalen Vergleichen möglichst fehlerfrei dargeboten werden, sind hier sauber und mit einem mittelgroßen Vibrato, mit der richtigen Bogengeschwindigkeit und in einer ausgewogenen Dynamik versammelt. Es gibt die kontrollierten Ausbrüche dort, wo sie der Notentext vorsieht, und die lyrischen Schwelgereien an anderer Stelle. Aber alles ist erwartbar, alles freundlich moderiert, alles ist fehlerfrei. Ist das genug für eine aufregende neue CD? Eine, bei der einen Gänsehaut erfasst ob eines wispernden Pianissimos, einer, bei der man heimlich ein Tränchen vergießt bei Clair de lune, oder wo einem schier das Herz birst nach einem genialischen Einfall der Interpretin. Eine, die man seinen Studenten in die Hand drücken möchte mit den Worten: Hör dir das an! Mach es genau so, aber mach es ganz anders
Entdecke dich selbst
Und strebe nach dem Extremen, nicht nach dem Mittelmaß, auch wenn dir das im Wettbewerb schaden sollte. Die Kunst dankt es dir!
Der Autor des zweisprachigen Beihefts formuliert dazu etwas ungeschickt und vielleicht doch passend: Vieuxtemps fehlt noch die gebührende Achtung im internationalen Musikleben, in der Musikliteratur und in der Diskografie. Diese Aufnahme kann dazu beitragen.
Martin Morgenstern