schumann, Madsen und Mozart

Works for Four Horns and Orchestra

German Hornsound, Bamberger Symphoniker, Ltg. Michael Sanderling

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Genuin GEN 15370
erschienen in: das Orchester 06/2016 , Seite 74

Schon wieder das Schumann-Konzert – dieser Satz wäre vor ein paar Jahrzehnten undenkbar gewesen, zumindest im Hinblick auf das Konzertstück für vier Hörner und Orchester von Robert Schumann. Es war ebenso bekannt wie gefürchtet: hoch, schnell und anstrengend. Der erste Hornist muss mehrfach ein klingendes a” spielen. „Unspielbar“, so hieß es, umso mehr, wenn man die historische Dimension betrachtet: Das Konzert entstand 1849 mitten in der Zeit des hornistischen Umbruchs, des Wechsels vom Natur- zum Ventilhorn. Schumann selbst hat Ventilhörner vorgesehen und dementsprechend zahlreiche Chromatismen hineinkomponiert. Dass bei der Uraufführung mit dem Leipziger Hornquartett Primarius Pohle dennoch auf dem Naturhorn blies, scheint immer noch unglaublich.
Zugleich haben sich die Zeiten aber auch geändert, und es gibt inzwischen mannigfaltige Hornquartette, die sich das Konzertstück zutrauen, und ebenso zahlreiche Einspielungen. Selbst im Konzertsaal ist es immer häufiger zu hören. Warum also noch eine Aufnahme? Das Quartett German Hornsound mit Hornisten von Orchestern aus Bamberg, Reutlingen, Hannover und Berlin macht auf dieser CD deutlich, warum sich das lohnt.
Anders als auf so gut wie allen älteren Produktionen steht bei Christoph Eß, Sebastian Schorr, Stephan Schottstädt und Timo Steininger nicht die Virtuosität und die Freude an hohen und schnellen Tönen im Vordergrund, sondern die Musik Robert Schumanns. Sein Konzertstück ist nämlich nicht nur schwere, sondern richtig gute Musik, die er selbst hoch einschätzte. German Hornsound pflegt den romantischen Mischklang par
excellence, besticht durch Geschlossenheit und lyrischen Ausdruck. Natürlich spielen die vier Hornisten auch alle Töne richtig, doch darauf kommt es ihnen weniger an.
Nicht unwesentlich Anteil daran dürfte Christoph Eß, Solohornist der Bamberger Symphoniker, haben, den an Musikalität so schnell keiner übertrifft. Er hat eine wunderbare CD vorgelegt mit Kammermusik und einer Märchenlesung. Und auf der Konzertbühne wird mit ihm selbst Mozarts so oft heruntergenudeltes drittes Hornkonzert zum großen Erlebnis.
Neben dem Schumann-Konzertstück ist Leopold Mozarts Sinfonia da caccia, die „Jagdsinfonie“ für „Hörner, Streicher und Kugelbüchse“ auf der CD enthalten – ein mäßig spaßiges und nicht besonders inspirierendes Stück, so sehr sich die vier Interpreten um Transparenz und Leichtigkeit bemühen. Spannender ist jedenfalls die Sinfonia Concertante des norwegischen Komponisten Trygve Madsen (*1940) aus dem Jahr 2013, die unterhaltsam dem Neo-Neo-Klassizismus verschrieben ist. Sie ist hier erstmals in einer Aufnahme verfügbar und lotet auch das schöne tiefe Hornregister aus, bietet von weit aufgefächerten Dreiklängen über Kantilenen bis hin zu Spitzentönen, Polyfonie und schmetterndem Unisono alles, was das Hornistenherz begehrt. Ganz am Schluss ein kurzes Zitat aus dem Till Eulenspiegel, wie nett. Aber von der Klarinette geblasen.
Johannes Killyen