Enjott Schneider

Wood & Metal – Colors of Percussion

David Christopher Panzl (Percussion), Stefan Blum (Scrap Metal Percussion), Nürnberger Symphoniker, Ltg. Gabriel Venzago

Rubrik: CDs
Verlag/Label: WERGO
erschienen in: das Orchester 03/2023 , Seite 69

Dies ist eine CD mit sehr ungewöhnlicher Musik. Der Münchner Komponist Enjott Schneider bietet eigenwillige Schlagwerk-Klänge. Die beiden ersten Stücke sind als Konzerte für Percussion und Orchester ausgewiesen. Zum einen geschieht hier die Klangentwicklung mit Soloinstrumenten aus Holz, zum anderen mit gefundenen Resonanzkörpern aus Metall. Für den Hörer oder die Hörerin der Musik wäre es nützlich, wenn diese Dinge im Booklet auch unabhängig von ihrer Integrierung in das Percussion-Setup abgebildet würden, da es bei den Schwarz-Weiß-Fotos aus dem Studio schwerfällt, zwischen den gängigen und den unkonventionellen Instrumenten zu unterscheiden. Etwas aussagekräftiger ist das einzelne Farbfoto im Inneren der CD-Hülle.
In einem fast philosophischen Essay unter der Überschrift „Holz & Metall – zwei antagonistische Welten“ entwickelt Schneider im Booklet eine Betrachtung von Holz als Element der organischen Welt und von Metall als Symbol für die anorganische Welt. Jede davon bestimmt eines der beiden Solisten- und Orchesterwerke. Secret of Trees – Concerto for percussion and orchestra steht für die erstere, Machine Worlds – Concerto for scrap metal and orchestra für die letztere der beiden Welten. Der Komponist schreibt außerdem: „Die Antagonisten Holz und Metall werden auf diesem Album in zwei wesenhaft unterschiedlichen Schlagzeug-Konzerten versinnlicht. Das gelang durch die begeisterte Initiative der beiden Interpreten.“ Und über die betreffenden Solisten bemerkt Enjott Schneider: „David C. Panzl baute sich aus Holzmaterialien ein eigenes Setup vom Schwirrholz bis zu Ulmenglocken. Stefan Blum sammelte von Müllhalden ‚scrap metal‘ und arrangierte rund um diesen ,Schrott‘ alle metallischen Farben des modernen Schlagzeugs.“
Bei Secret of Trees liefern Ulme und Fichte Resonanzkörper, aber auch Wurzeln, Stamm und – sogar! – Blätterkrone werden in der genaueren Spezifizierung genannt. Am Beginn steht ein heftiger Schlag auf einen Gong, gefolgt von einem zart-metallischen Ton, dem lauter und dichter werdende Staccati auf verschiedenartigen Hölzern folgen, dies wirkungsvoll stereofonisch getrennt. Das Orchester setzt ein, eine Oboe oder ein Englischhorn spielt ein elegisches Motiv, bald wird dieses von der Percussion aufgegriffen. Dieser erste Teil „Elm Tree“ (Die Ulme) zeigt sich als schlüssiger und kontrastreicher Satz, der auch Streicher- und Bläserlinien sowie kraftvolle Akkorde hören lässt. Der zweite Satz bringt Dialoge von Holzbläsern mit dem wechselnd farbigen Schlagwerk und der dritte greift das Themenmotiv wieder auf, enthält aber auch große Schlagwerk-Soli. Beim ebenso dreisätzigen Machine Worlds steht das Dialogische im Vordergrund; wie bei Trees haben die Abläufe viel Spannung. Alles in allem hörenswerte Musik!

Günter Buhles