Wirbeley Nachten
Die Gruppe Wirbeley, das sind sechs Musiker verschiedener Provenienz (von den Dresdner Kapellsolisten bis zum Karnevalsverein), die sich in Dresden zusammengetan haben, um Musik verschiedener Epochen in ungewöhnlicher Besetzung (vom Flügelhorn über Akkordeon, Gesang, Flöten, Saxofone, Viola, Gitarre, Mandola und reichlich Schlagwerk bis zu Schalmei und singender Säge) und großteils eigenen Arrangements auf die Bühne und in diesem Falle auf eine CD zu bringen. Barrierefreie Volksmusik haben sie sich auf die Fahnen geschrieben worunter man sich wohl erst etwas vorstellen kann, wenn man sie gehört hat.
Rein musikalisch jedenfalls ist diese nicht wirklich befriedigend. Denn ob Orlando di Lasso, Praetorius, Bach, irische Volksweise, finnisches Weihnachtslied oder Carl Friedrich Zelter: Alles wird im gleichschwebenden Stimmsystem gespielt und gesungen allerdings nicht gerade mit makelloser Intonation insbesondere im vokalen Bereich; was mit den in Pop- oder Volksmusik-Manier kernlos eingesetzten Stimmen der Protagonisten natürlich vorprogrammiert scheint. Musikalische Gestaltung im Sinne von dynamischen oder agogischen Differenzierungen, Phrasierung, Spannungsbögen oder textentsprechender Entwicklung einzelner Phrasen ist kaum vorhanden. Solches würde selbstredend zu den mit poppigen Rhythmen unterlegten Stücken dieser nur gut 40-minütigen CD auch gar nicht passen, doch wirken manche Stücke ob dieses Mangels auf den nicht so rhythmusaffinen Hörer spätestens nach der dritten Zeile langweilig. Dafür gibt es viel und lautes Schlagwerk, das eine oder andere zwitschernde Vögelein und auch ein Schäflein darf nicht fehlen.
So ist diese CD nichts für hartgesottene Klassik- oder gar Alte-Musik-Fans, mag aber sicherlich den einen oder anderen Musik-nebenbei-Hörer erfreuen, der ein wenig frische, aber eingängige Weihnachtsluft schnuppern möchte, und auch der traditionelle Weihnachtsmuffel wird dieser etwas bissigeren Version des Friedensfestes zweifelsohne einiges abgewinnen können. Denn nicht nur finden sich hier neben klassischen Weihnachtsliedern wie Kommet, ihr Hirten, Ich steh an deiner Krippen hier oder Erfreue dich, Himmel auch beispielsweise Goethes Spottfassung des Weihnachtslieds Die heiligen drei Könige oder Lassos Audite Nova, sondern auch die klassischen Weihnachtslieder sind eben in vielleicht auch leicht sarkastisch aufzufassender Gewandung zu hören.
Ganz neu ist das freilich nicht; verpoppte und auch textlich modifizierte Weihnachtslieder kennt man ja nun schon länger doch hört man genauer hin, so überrascht hier neben der fröhlich bunten Zusammenstellung der Stücke auf jeden Fall auch das große und klanglich vielseitige Instrumentarium. Dazu ist auch die Aufmachung der CD von der Präsentation der Stücke bis hin zu derjenigen der Musikanten originell, sehr sorgfältig und in vielen Details höchst liebevoll gestaltet.
Und zur Sicherheit gibt es auf der Website der Gruppe übrigens auch der einzigen Bezugsmöglichkeit für die CD auch Hörbeispiele zur Absicherung eines potenziellen Kaufs.
Andrea Braun