Lassek, Reinhard
Wir sind das Blech!
Die wunderbare Welt der Blechbläser
Der Titel bezeugt schon die Begeisterung, mit der Reinhard Lassek sich dieses Themas annimmt. Und dieser Impetus ist bei der Lektüre durchgängig zu spüren. Sie ist keine trockene Abhandlung über Blech-blasinstrumente, sie ist vielmehr eine Sammlung all dessen, was auch für Nicht-Blechbläser von besonderem Interesse sein kann.
Der Autor ist dem Posaunenchorwesen der evangelischen Kirche eng verbunden; man spürt es deutlich in beinahe jedem Kapitel. Spekulationen darüber, ob das Buch möglichweise für solche Bläser geschrieben wurde, erübrigen sich insofern, als die Inhalte nichts, wirklich gar nichts an Themen auslassen, die man mit Blechblasinstrumenten in Verbindung bringen kann. Man kann mit Fug und Recht zweifeln, ob jeder Berufsbläser einen so profunden Wissensstand bei seinem Instrument vorweisen kann.
Selbst Trompeter, hat der Autor natürlich ein größeres Faible für sein eigenes Instrument, ohne dass man sagen könnte, die anderen Mitglieder der Blechbläserfamilie kämen deswegen zu kurz. Historisches wird genauso umfassend auch wenn es um der Lebendigkeit der Inhalte willen eher al fresco dargestellt ist beschrieben wie beispielsweise die physikalischen Vorgänge der Tonerzeugung. Namen, Zitate aus vergangenen Epochen stellt er mit durchaus guten Kommentaren ebenso dar wie er die Entwicklung der jeweiligen Instrumente in ihrem historischen Kontext verdeutlicht. Dabei ist sein Sprachstil immer lebendig, in einer Art, die sich an das gesprochene Wort anlehnt. Das ist nachgerade eine der Stärken des Buchs: Man hat den Eindruck, einer soeben mit Begeisterung vorgetragenen Erzählung zu folgen. Winzige sprachliche Fehler spielen daher schlussendlich keine Rolle.
Über manche von Lasseks theoretischen Ausführungen wie z.B. seine Bemerkungen zur Griffweise in Posaunenchören kann man diskutieren. Hier handelt es sich eher um Apologien des noch immer gebräuch-
lichen Instrumentariums in Posaunenchören. Sachlich falsch ist dennoch keine der Aussagen.
Mit Freude habe ich die kritischen Worte zum Posaunenchorwesen in den Zeiten des “Dritten Reichs”gelesen. Daran erkennt man, dass der Autor nicht nur Fakten sammelt, sondern dass er vielmehr Stellung bezieht zur “wunderbaren Welt der Blechbläser”. Er untermauert seine Ausführungen entsprechend seinem musikalischen Hintergrund im Posaunenchor mit einigen Bibelzitaten, die bemerkenswerterweise in ihrer etymologischen Bedeutung hinterfragt werden: z.B. die Posaunen von Jericho. Nicht zuletzt werden zu jedem Instrument Namen bedeutender Musiker genannt, die die Entwicklung ihres Instruments durch ihre Kunst vorangetrieben haben.
Ein angenehm zu lesendes Buch mit vielen wertvollen Informationen für jeden, der mehr über Blechblasinstrumente, deren Historie und durchaus auch Ästhetik erfahren möchte.
Peter Hoefs


