Harmoniemusik from Mozart's favourite operas, arr. von Georg Kaspar Sartorius

Winds Unlimited

Chen Halevi/Michal Lewkowicz (Klarinette), Stéphane Mooser/Denis Dafflon (Naturhorn), Lisa Goldberg/Giulia Genini (Fagott), Megan Adie (Kontrabass)

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Cobra Records 0049
erschienen in: das Orchester 09/2016 , Seite 72

Musik für den Lustgarten: Blasinstrumente mit verschiedenen kleineren Besetzungen, sogenannte „Harmoniemusiken“, bis hin zu größeren Militärkapellen brachten ab der Wende zum 19. Jahrhundert in den großen Musikmetropolen wie Wien oder Budapest bekannte Opernarien und Ouvertüren zur Unterhaltung unter die Leute. Dies vielerorts auch unter freiem Himmel, um ein breites Publikum zu erreichen, auch das umherflanierende.
Frühere Harmoniemusiken waren dagegen eher für einen opernliebenden Landesfürsten hergestellt worden. Die jeweilige Bläserbesetzung richtete sich oft nach den äußeren Gegebenheiten und spielerischen Möglichkeiten der Hofkapelle. Eine ganz eigene Art solcher Freiluftbesetzungen stellen die frühen Arrangements von Georg Kaspar Sartorius dar, der etwa zwischen 1800 und 1806 hauptsächlich gängige Mozart-Opernarien aus der Hochzeit des Figaro, La Clemenza di Tito und Don Giovanni bearbeitete. Dabei handelt es sich um jeweils sechs Nummern für je 2 Klarinetten, Fagotte, Hörner. Für eine „normale“, vollständige Harmoniemusik dieser Zeit fehlen die zwei Oboen. Der wohl ursprünglich nicht vorgesehene und deshalb in Klammern notierte Kontrabass verstärkt die schon gut besetzte Basslinie, die Fagotte sind relativ eigenständig in den Melodieverlauf eingebunden.
Um den Eindruck dieses im Timbre eher dunkel gehaltenen Gesamtklangs in den Kontext mozartnaher Historizität zu bringen, verwenden die sechs Bläser des Ensembles Winds Unlimited historische Inst­ru­mente – die beiden Fagotte stammen aus der Dresdener Werkstatt von Johann Heinrich Wilhelm Grenser von 1810 – oder historisierende Nachbauten und ventillose Naturhörner aus der Zeit zwischen 1785 und 1830. Besonders die beiden Fagotte verbreiten den typischen, herb-­näselnden Charme früherer Zeiten, die Klarinetten sind ebenfalls eher dunkel gehalten und die Hörner passen sich mit ihrem zurückhaltenden Klangzauber bestens ein.
Seit 2009 besteht das Ensemble, das diese Arrangements von jenem Sartorius in der Hessischen Universitäts- und Landesbibliothek in Darmstadt entdeckt hatte. Sartorius war zwischen 1780 und 1809 Generalmusikdirektor beim Landgrafen von Hessen-Darmstadt, für den wohl die Bearbeitungen ursprünglich gedacht waren. Außer den genannten drei Opern sollen sich dort nach dem nur englischsprachigen Booklettext noch Arrangements der Oper Così fan tutte befinden.
Der Hörer dieser CD darf sich auf die gelungene Ouvertüre und Arien wie „Cinque, dieci, venti“ oder „Non più andrai“ aus der Hochzeit freuen. Überhaupt kommen diese Arien zum Teil recht frisch und spritzig, unaufdringlich sowie mit überzeugend akkurater Artikulation und lupenreiner Intonation daher. Die Stücke aus La Clemenza versprühen in ihrer Kontemplation vornehme, bläserische Spielkultur. Bei Don Giovanni dürfen selbstverständlich Arien wie „Ah, chi mi dice mai“ oder „Là ci darem la mano“ nicht fehlen. <
Werner Bodendorff