Wie lieblich schallt…

Alte und romantische Volkslieder

Rubrik: CDs
Verlag/Label: auris classics as-c 5041-2000
erschienen in: das Orchester 01/2010 , Seite 74

Diese CD kommt zu uns wie aus einer anderen Zeit, als es noch Müllersburschen gab, die auf Wanderschaft gingen, als abends der Wald rauschte und nicht der Feierabendverkehr – und man sich nicht im Eventpark, sondern im schönsten Wiesengrunde die Zeit vertrieb.
Nach einem geblasenen Adventskalender hat das Sächsische Hornquartett hier alte und romantische Volkslieder bearbeitet und eingespielt. Der Schauspieler Fritz Höhnerbach liest die dazu gehörenden Texte und weitere Gedichte. Wir begegnen den Klassikern des Genres, treffen auf Ännchen von Tharau, lassen Innsbruck hinter uns und machen Halt an der Saale hellem Strande, vergessen dabei „unsere Hamit nit“, sehen die Königskinder sterben und den Mond aufgehen, während die goldenen Sternlein prangen.
Es gehört schon ein wenig nostalgische Veranlagung und auch Natursehnsucht zu dieser Aufnahme, bei Hörern wie Interpreten. Franz Streuber, der hauptberuflich Mitglied der Chemnitzer Robert-Schumann-Philharmonie ist, schreibt in seinem Vorwort: „Seit ich im Frühjahr 1983 das erste Mal mit meinen hornblasenden Kollegen in ihren heimischen Gärten in das Feiern von Natur, Freundschaft und Kollegialität eintrat, begleiten mich die mir damals geläufigen Weisen auf eine neue und lebendig gehaltene Art.“
Keine Frage, diese CD wird ihre Liebhaber finden – nicht nur, weil derzeit keine vergleichbare Aufnahme verfügbar ist, und nicht nur unter Hornisten, die mit glänzenden Augen an eigene Ständchen denken mögen, wo aus den legendären grünen Quartettbüchern geblasen wurde.
Nach einer halben Stunde freilich (wir sind bei der Hälfte der Aufnahme angelangt) beginnt man sich doch zu fragen, ob modernere Arrangements nicht auch den guten alten Volkslieder zu etwas mehr Glanz, Frische und Aktualität verholfen hätten. Die kunstvolle, doch eher gemütliche Rezitation von Fritz Höhnerbach fügt sich in das Gesamtbild ein und trägt dazu bei, dass der Spannungsbogen sich nur wenig heben will.
Das Sächsische Hornquartett – einst von den Solohornisten der Sächsischen Staatskapelle Dresden und der Chemnitzer Philharmonie gegründet – spielt mit Alan Korck (Hofer Symphoniker), Andreas Roth (Schütz-Konservatorium Dresden), Mathis Stendike (Erzgebirgische Philharmonie Aue) und dem schon erwähnten Franz Streuber inzwischen in anderer Besetzung, doch stets sicher in Klang und Intonation. Manchmal hätte man sich, statt eines allseits kräftigen Marcato, mehr Dresdner Schmelz gewünscht. Doch dem CD-Titel “Wie lieblich schallt…” werden die vier Hornisten allemal gerecht.
Johannes Killyen

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