Arien von Flotow, Lortzing, Marschner und anderen
Wie freundlich strahlt der Tag
Maximilian Schmitt (Tenor), WDR Sinfonieorchester Köln, Ltg. Patrick Lange
Maximilian Schmitt, inzwischen an vielen deutschen Opernhäusern gern gesehener Tenor, spricht im Booklet seiner dritten CD von Edelkitsch, der so gut wie allen Kompositionen zumindest in Ansätzen anhaftet. Dem möchte ich nicht widersprechen. Aber wenn das ehrlich empfunden gesungen wird, ist dagegen gar nichts einzuwenden. Um nicht in die Kitsch-Falle zu tappen, muss man diese Musik einfach ernst nehmen
Die Komponisten zwischen Weber und Wagner, die in romantischer bzw. spätromantischer Manier geschwollen melancholisch bis überbordend dramatisch des Weges kommen, frisch und authentisch klingen zu lassen, ohne sentimental zu werden, ist Maximilian Schmitt hier tatsächlich gelungen.
Neben Lortzings Lebe wohl, mein flandrisch Mädchen aus Zar und Zimmermann, einer Arie von Marschner aus dessen Vampyr und der Arie Horch, die Lerche aus Die lustigen Weiber von Windsor von Otto Nicolai, in der die Flöte als Lerche wunderbar über dem lautmalerisch wogenden Orchester zwitschert, steht auch eine Arie aus Flotows selten gespielter Oper Alessandro Stradella auf dem Programm, die den Titel fürs Album liefert. Auch ein Schubert ist dabei, eine große, eher nichtssagende Szene aus der Oper Fierrabas. Selbst wenn in all diesen Piecen Wagnersche Momente aufblitzen, so vermögen sie doch nicht an dessen Fliegenden Holländer, Tannhäuser oder den Allmächtgen Vater aus Rienzi, der vor Webers Freischütz schon allein wegen des berühmten Vorspiels als Glanzlicht zum Schluss brilliert, heranzureichen.
Mit nicht ungewöhnlich großer Stimme, die er schlank führt, dabei die berühmte Träne im Timbre, diesen stets weinenden Schimmer, eben den unverkennbar tenoralen Schmelz, berührt Maximilian Schmitt durchwegs unmittelbar, sodass es wenig von Belang ist, dass man den Text kaum versteht. Die Höhe strahlt wie der Tag, wenn auch das Vibrato getragener Passagen in der Mittellage dazu neigt, gelegentlich etwas ausladend zu schwingen. Sogar Wagner singt Schmitt kultiviert, immer bestrebt, den lyrischen Charakter zu bewahren, worin seine Stärke liegt: keine Selbstdarstellung, sondern ein eher demutsvolles Hinter-dem-Werk-Stehen gepaart mit sängerischer Disziplin, wie er selbst es nennt. Dies mag daher rühren, dass Schmitt neben seiner Operntätigkeit stets auch Liederabende gibt, für die Stimmpflege und technische Perfektion unumgänglich sind.
Das WDR Sinfonieorchester Köln, vom erst 1981 geborenen aufstrebenden Dirigenten Patrick Lange mutig und temperamentvoll durch musikalische Stürme zu lichten Traumlandschaften geführt, webt mal samtige, dann wieder wuchtige Streicherteppiche. Auf diesen kann Schmitt sich genussvoll ausbreiten. Klangschön interpretiert das Orchester die in diesem Genre so wichtigen Zwischentöne, welche der jeweiligen Figur erst die nötige Tiefe verleihen, die sie glaubhaft und nahbar werden lässt.
Kathrin Feldmann