Pablo de Sarasate / Niccolò Paganini
Werke von Pablo de Sarasate & Niccolò Paganini
Kim Sjøgren (Violine), Lars Hannibal (Gitarre)
Die Lebensdaten der beiden Ausnahmegeiger Niccolò Paganini und Pablo de Sarasate ergänzen sich ideal und umfassen das gesamte 19. Jahrhundert: Paganini starb 1840, vier Jahre später wurde Sarasate geboren. Beide Komponisten auf einer CD zu koppeln, verspricht für den Zuhörer eine gute Stunde lang virtuose Läufe bis in die viergestrichene Oktave, auf- und absteigende Trillerketten, Doppelgriffläufe, schnell wechselnde Flageolett- und Pizzicato-Passagen, alles in atemberaubendem Tempo. Daneben kommen aber auch intimere Momente nicht zu kurz, in denen der die Violine begleitende Gitarrist auftrumpfen kann. So haben der Geiger Kim Sjøgren und der Gitarrist Lars Hannibal als Mittelsatz von Sarasates bekannter Carmen- Fantasie op. 25 das betörende Zwischenspiel zum 3. Akt aus Bizets Oper eingefügt. Das Wandern des Themas durch die Instrumente, beginnend mit der Flöte und begleitet von der Harfe, sowie das schrittweise Aufblühen des Orchesterklangs als Vorbereitung auf den Aktbeginn können sie natürlich in dieser Duobesetzung nicht realisieren. So bleibt es eine verträumte Melodie, dramaturgisch geschickt als ruhiges Zentrum in eine fünfsätzige Fantasie positioniert, deren Ecksätze an virtuosem Feuerwerk nichts zu wünschen übrig lassen. Die Rolle des Gitarristen ist in den Bearbeitungen von Werken Sarasates und in den Originalkompositionen Paganinis meistens auf die des Begleiters beschränkt. Einzig in Paganinis Sonata Concertante, die beide Instrumente gleichrangig einsetzt, sowie in dessen Romanze, hier in einer bekannten Fassung für Gitarre solo gespielt, kann der Gitarrist aus dem Schatten des Geigers heraustreten. Instrumentenbedingt sind die Begleitungsvarianten einer Gitarre begrenzt. Aber im Rahmen dessen bringt Hannibal die nötige präzise Artikulation mit und Sjøgren, der die virtuosen Stellen spielerisch meistert, liefert den erforderlichen Schmelz. Die Aufnahmetechnik hebt die Gitarre angeglichener an das Volumen der Violine hervor als in einer Live-Situation. So spielt sich das Duo durch die Highlights der Komponisten wie Sarasates Carmen- Fantasie, dessen Zigeunerweisen op. 20 und spanischen Tänzen, und bei Paganini vor allem durch die Moses-Fantasie, die Sonate Concertante und als Abschluss der CD das unvermeidliche Moto Perpetuo. Durch die Bearbeitungen für Gitarre besonders der vier spanischen Tänze Sarasates, im Original für Violine und Klavier, mit ihren der Flamencomusik entlehnten musikalischen Wendungen, wird die Musik der Gitarre als dem wichtigsten Instrument des Flamenco dieser quasi zurückgegeben. Bearbeitet wurden die spanischen Tänze von Lars Hannibal selbst, einem umtriebigen und überaus aktiven Gitarristen. In den 1980er Jahren nahm er mit Sjørgen als Duo Concertante Schallplatten auf, seit den 1990er Jahren mit der Blockflötistin Michala Petri, zwischendurch ist er immer wieder genreübergreifend unterwegs. Aus den 1980ern stammen auch die vorliegenden Aufnahmen, die nun auf CD in Hannibals eigenem Label OUR Recordings erschienen und über Naxos vertrieben werden.
Jörg Jewanski