Werke von Karol Kurpiński, Ignacy Feliks Dobrzyński und Stanisław Moniuszko
Wrocław Baroque Orchestra, Ltg. Jarosław Thiel
Romantische Orchesterliteratur aus Polen? Selbst Kennern fällt da meist nur Stanisław Moniuszko (1819-1872) als Komponist der Oper Halka ein, die in Polen einen ähnlichen Rang hat wie in Deutschland etwa der Freischütz. Die Aufnahme aus dem Narodowe Forum Muzyki, dem wegen seiner Akustik hoch gelobten Konzertsaal in Breslau, fördert weitgehend unbekannte romantische Orchesterliteratur zutage. Das Wrocław Baroque Orchestra unter Jarosław Thiel agiert spannungsgeladen und dynamisch differenziert auf historischen Instrumenten.
Neben Moniuszkos facettenreicher Fantasie-Ouvertüre Bajka aus dem Jahr 1848 ist vor allem die 2. Sinfonie c-Moll op. 15 („Die Charakteristische“) von Ignacy Feliks Dobrzyński (1807-1872) bemerkenswert. Entstanden um 1834, gilt sie als eines der ersten Werke der europäischen Sinfonik, welche allein auf nationale Motive im Geist polnischer Musik abstellen. Klanglich angesiedelt zwischen spätem Beethoven, Weber und Schubert bietet die Sinfonie in vier Sätzen kammermusikalische Präsentationsflächen, ein Menuett im Mazurka-Stil sowie einen schmissig akzentuierten Finalsatz, der vor allem die Streicher herausfordert. Eine Ersteinspielung ist die Elegia in c-Moll von Karol Kurpiński (1785-1857), entstanden etwa 1825 und für die Aufnahme von Jarosław Thiel rekonstruiert. Eine wirklich lohnende Repertoireerweiterung!
Gerald Mertens