Werke von David Popper, Josef Suk, Bohuslav Martinu und anderen

Reiner Ginzel (Violoncello), Annette Weisbrod (Klavier)

Rubrik: CD
Verlag/Label: Tyxart
erschienen in: das Orchester 01/2018 , Seite 74

Auf den ersten Blick haben die Komponisten und Werke auf dieser Einspielung wenig gemeinsam: Neben oft zu hörenden Stücken wie beispielsweise Brahms’ e-Moll-Sonate erklingen auch kaum bekannte Komposition wie Suks Ballade und Serenade. Zudem ist ein Werk aus Ginzels eigener Feder auf der CD vertreten: Die Libelle. Gerade diese „bunte“ Mischung unterschiedlicher Stücke und musikalischer Facetten macht den Reiz der Einspielung aus. Die Zusammenhänge ihrer Konzeption eröffnen sich erst bei näherem Hinsehen: Es besteht jeweils zwischen zwei Komponisten eine Verbindung, die mit der Gruppierung der Namen auf dem Titelbild auch optisch hervortritt. Bei der Reihenfolge der Stücke wurden diese Bezüge meist, aber nicht konsequent beachtet.
David Poppers Ungarische Rhapsodie op. 68 eröffnet schwungvoll die Einspielung des Cellisten Reiner Ginzel und der Pianistin Annette Weisbrod. Die Komposition verbindet gekonnt folkloristische Melodien und Rhythmen mit technisch brillanten Passagen, die den Cellisten bis in die höchsten Lagen „jagen“. Ebenso wie Popper kennt Reiner Ginzel als „komponierender Cellist“ die Möglichkeiten und Raffinessen seines Instruments ganz genau. So gelingt ihm mit der Libelle ein sehr virtuoses, beinahe atemloses Stück, bei dessen Hören man sich den schwirrenden Flug des Insekts bildlich vorstellen kann.
Im Mittelpunkt von Josef Suks Kompositionen stehen musikalischer Ausdruck und kantable Melodien. Während die Ballade sehnsüchtige, beinahe schon schwermütige Züge trägt, ist die Serenade durch heitere Momente gekennzeichnet. Reiner Ginzel punktet hier mit einem großen und facettenreichen Tonspektrum. Suks Schüler Bohuslav Martinů lässt in seinen Variationen über ein slowakisches Thema ein einfaches Volksliedthema in immer wieder neuer musikalischer Gestalt erscheinen.
Sowohl Gabriel Fauré als auch Edward Elgar zählen zu den bedeutenden Komponisten des spätromantischen Stils. Auf der hier vorliegenden Einspielung ist Fauré mit seinen tonmalerischen Werken Sicilienne und Papillon vertreten. Außerdem erklingt Elgars äußerst populäres Werk Salut d’amour in einer Bearbeitung für Violoncello und Klavier.
Bei der Interpretation von Ludwig van Beethovens Variationen über ein Thema von Wolfgang Amadeus Mozart „Bei Männern, welche Liebe fühlen“ überzeugen Ginzel und Weisbrod mit ihrer fein aufeinander abgestimmten musikalischen Interaktion und einer musikalisch einfallsreichen Gestaltung. Johannes Brahms, für den die Musik von Beethoven zeitlebens einen großen Stellenwert hatte, bildet mit seiner e-Moll-Sonate den Abschluss. Hier fehlt der Einspielung vor allem im ersten Satz etwas Energie und Schwung, auch in der Tempowahl. Insgesamt ist die Spielfreude des Duos aber wirklich ansteckend!
Anna Catharina Nimczik