Werke von Claude Debussy, Satoshi Minami, Yasuko Yamaguchi und anderen

Japanese Echo. Hommage à Claude Debussy

Duo Imaginaire: John Corbett (Klarinette), Simone Seiler (Harfe)

Rubrik: CDs
Verlag/Label: TyxArt
erschienen in: das Orchester 02/2018 , Seite 70

Passend zum 100. Todestag von Claude Debussy legt das Duo Imaginaire eine Altes und Neues verbindende CD zum Werk Debussys vor. Die beiden Interpreten sind Mitglieder des Philharmonischen Orchesters Hagen und stets auf der Suche nach Werken, die das rare Repertoire für Klarinette und Harfe erweitern. Dabei steuern sie oft eigene Bearbeitungen bei oder ermuntern Komponisten, für sie zu schreiben.
Die vorliegende CD ist eine besonders gelungene und spannende Kombination von beidem. Ausgangspunkt sind sechs Préludes für Klavier von Claude Debussy, deren Bearbeitungen des Duos durch die Affinität von Harfe und Klavier und den differenzierten Einsatz der Klarinette überzeugen. Diesen werden, anknüpfend an Debussys Liebe zur ostasiatischen Kultur, Auftragswerke japanischer Komponisten gegenübergestellt, die im Sinne des in Japan bekannten Antwortgedichts Waka diese Vorlagen reflektieren.
Satoshi Minami nimmt so den tänzerischen Impuls von „La Danse du Puck“ in ihrem Stück Soundprint No. 4 auf und erweitert das Klangspektrum durch die Präparation der Harfe und den Einsatz der Snaredrum, so dass das spukhafte Wesen des Puck verstärkt zum Ausdruck kommt. Die in Düsseldorf lebende Yasuko Yamaguchi knüpft zunächst unmittelbar an das triste Prélude Des pas sur la neige an, entwickelt dann eine sich steigernde emotionsgeladene, mit virtuosen Klarinettenläufen und Kaskaden aufwartende klangsensible Komposition mit dem Titel Die Entdeckung der Freude im Schnee.
Die Ruhe von Canope, Debussys musikalischer Darstellung altägyptischer Steinkrüge mit den Eingeweiden der Toten, hat Takashi Fujii zu einer ausdrucksvollen Annotation on a Japanese Lullaby unter Verwendung von Vierteltönen und Flatterzunge inspiriert.
Die vielfach preisgekrönte Kumiko Omura intensiviert in A travers le brouillard spannungsvoll die feinen pentatonischen Nebelschleier von Debussys Brouillards durch weitere Klangnuancen der Klarinette unter Verwendung von geräuschhaften, aber auch harmonischen Mehrklängen. Ähnliche Mittel setzt Takayuki Rai in Misty Stillness ein, um dem Geist von Feuilles mortes zu entsprechen, was ihm sehr gut gelingt. Viel Zeit lässt sich Asako Miyaki beim Nachempfinden der Abendstimmung von Debussys Les sons et les parfums tournent dans l’air du soir, die sie in einen Garten verlegt: The garden of aferimage II – butterfly pattern. Ein fantasieartiges, klanglich farbenreiches Stück, dem es aber etwas an Stringenz fehlt.
Das Duo Imaginaire gestaltet diese konzeptionell bemerkenswerte CD mit großem Einfühlungsvermögen in die Musik Debussys und leidenschaftlichem Einsatz für die modernen Kompositionen, in denen John Corbett die zeitgenössischen Spieltechniken souverän beherrscht, während bei seiner Partnerin Simone Seiler die Brillanz ihres Harfenspiels hervorsticht. Neuere Spieltechniken und Klangnuancen auf der Harfe finden nur sehr sparsam Verwendung.
Heribert Haase