Hofmann, Tim

Weltweit!

Wie Sachsen und Vogtländer Musikinstrumente bauen

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Chemnitzer Verlag und Druck GmbH & Co. KG, Chemnitz 2014
erschienen in: das Orchester 05/2015 , Seite 70

Fotos, Anekdoten, Fakten, ein sehr handliches Format – man nimmt dieses Buch gern zur Hand. Man kann es von Anfang bis Ende durchlesen oder aber einzelne Kapitel herauspicken, es zur Seite legen und wieder einsteigen, denn es ist lesefreundlich konzipiert und trotzdem informativ. Es ist vor allem die gelungene Werbung für einen traditionsreichen Ort des Instrumentenbaus, der in seiner Geschichte einige Höhen und Tiefen erlebte. Es wimmelt von großen Namen des deutschen Instrumentenbaus und unterhält den Leser im sehr kultivierten Plauderton.
Ein bisschen Stolz auf die Region strahlt schon im Titel: Weltweit! Wie Sachsen und Vogtländer Musikinstrumente bauen. Die vielen Fotos zeigen entweder historische oder zeitgenössische Instrumentenbauer der Region, Details von Instrumenten (beispielsweise einen herrlich gemaserten und glänzend polierten Liebesfuß eines Englischhorns) oder, ein wenig überraschend, eine fesche Maid mit dem Akkordeon vor ländlicher Idylle auf saftiger Weide. Kitschig wird es trotzdem nicht, denn Autor Tim Hofmann bleibt immer locker.
Die Geschichte der erwähnten Instrumente wird jeweils angerissen und so erhält der Leser einen flotten, kurzen Einblick in die Vergangenheit beispielsweise der Blockflöte. Ein paar ironische Bemerkungen illustrieren die oft harte wirtschaftliche Realität der Werkstätten im Kapitalismus nach der Wende („Andere Namen bekamen die nur teilweise fairen Winkelzüge des Kapitalismus zu spüren“) und vorher als volkseigene Betriebe in der Planwirtschaft der DDR: „Diese hatten in der DDR vor allem die Aufgabe, den Weltruf der eingegliederten Instrumentenmarken in Devisen umzurubeln.“ Ein Anhang führt die vielen Instrumentenmuseen der Region auf, verrät Öffnungszeiten und Kontaktdaten.
Oboist Albrecht Mayer ist seitenfüllend auf einem Foto zu sehen. Was Mayer mit dem Vogtland zu tun hat, erfährt der Leser ein bisschen flapsig formuliert: „Albrecht Mayer, seines Zeichens weltweit führender Oboist unserer Zeit, hatte Glück: Sein dringend benötigtes Instrument war kaputt.“ Denn durch diese Katastrophe, die jedem Musiker als Albtraum begegnet, kam er zum Instrumentenbauer Ludwig Frank. Dieser entwickelt neue Modelle für die Vogtländer Firmen Gebr. Mönnig und Adler. Mayer probierte eine Oboe d’amore aus und hatte sofort Verbesserunsgvorschläge. Das Resultat waren die von Mayer inspirierten Oboen der Firma Mönnig – eine hervorragende Werbung für die Instrumentenbauer aus Markneukirchen, die seitdem weitaus gelassener in die Zukunft schauen können.
Die Geschichten der Erbauer von Instrumenten wie E-Bass und Zither, Akkordeon und elektronischen Orgeln, selbstverständlich auch der Streichinstrumente, Blechblasinstrumente und Flügel werden ebenfalls in diesem Büchlein erzählt. Nach knapp über 100 Seiten schlägt man es informiert und kurzweilig unterhalten zu und freut sich, dass Werbung (denn dieses Buch ist eine herausragend gemachte Werbebroschüre) so schön sein kann.
Heike Eickhoff

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