Die Trailermannschaft des MDR (v.l.n.r.): Gundolf Weber (Anrufer), ­Jasmin Galonski (Hotline), Ole Zender

Ute Grundmann

„Was hätten Sie denn gerne?“

Gundolf Weber und sein Team haben eine besondere Werbung für den MDR-Musiksommer entwickelt

Rubrik: Über die Schulter
erschienen in: das Orchester 10/22 , Seite 17

„Guten Tag, was kann ich für Sie tun?“ Diese Frage wird an Service-Telefonen täglich x-fach gestellt. Auch die Antwort „Ich hätte gern …“ ist Hotline-Alltag. Die Fortsetzung allerdings, dessen Mitschnitt man jeweils eine Woche lang im Radio hören kann, ist schon eher ungewöhnlich. Denn der freundliche Herr mit der sonoren Stimme möchte „ein Konzertticket“. Das aber kann die ebenso freundliche Dame am anderen Ende der Telefonleitung überhaupt nicht aus der Ruhe bringen.
Die beiden Gesprächspartner sind Teil einer neuen Werbekampagne für den MDR-Musiksommer. Im Musiksommer gibt es in den Bundesländern Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen Klänge aller Sparten zu erleben – natürlich mit „hauseigenen Akteuren“, also dem MDR-Sinfonieorchester und den Sender-Chören, dazu noch Solisten und Gastdirigenten.
Für dieses Sommerevent wirbt der Sender jedes Jahr. Und es müssen in jedem Jahr neben den Stammbesuchern auch immer wieder neue Gäste geworben und begeistert werden. Und das möglichst für jeden Jahrgang mit einer anderen Art der Erzählung.
Und so setzte sich die dreiköpfige Gruppe um Gundolf Weber, der die Idee mit der ­Telefon-Hotline hatte, zusammen, um „in klassischer Teamleistung“ das auf- und auszubauen, was seit dem 18. Juni zu hören ist. Da geht es dann nach der Einleitung zum Beispiel mit der Frage weiter: „Was hätten Sie denn gerne? Klassik, Barock, Jazz?“ Lautet die Antwort „Barock“, fällt der hilfreichen Dame natürlich ein, „da ­haben wir doch unsere Bach-Reihe“. Lautet deren Frage an den Anrufer „drinnen oder draußen?“, heißt die Antwort ­„lieber drinnen, da klingt‘s besser“.
Natürlich transportiert der MDR damit, welch breitgefächerte Konzertpalette er alle Jahre wieder in Sälen und unter freiem Himmel, an bekannten und unbekannten Orten anzubieten hat. „Was ist das emotionale Versprechen bei unserem Musiksommer?“, war die Frage, von der das Team ausging, denn „Kaufentscheidungen sind immer emotional“, so Gundolf Weber. Das ist bei einem Konzertticket nicht anders als bei einem neuen Auto. Also sammelte man die Pluspunkte der Reihe: tolle Orte, interessante Konzerte, bis hin zum Statement „hier machen selbst Musiker mal Ferien“. Daraus wurden dann die kleinen Hörgeschichten gestrickt – auch mit Hilfe von Jasmin Galonski, die ihre Erfahrungen an der „realen“ Tickethotline einbrachte.
So kam einmal sogar der Anrufer ins Schleudern, als ihm eine fremde Stimme antwortete. Er stotterte: „Wo bin ich denn jetzt gelandet?“ – Bei Kathrin Schumacher, Literatur-Redakteurin des Senders, die eine Aushilfe spielte und so eine neue Reihe mit Musik und Literatur bewarb. Entwickelt von Studierenden des Deutschen Literaturinstituts in Leipzig, präsentiert dieses besondere Programmangebot unter anderen die beiden neuen Polizeiruf 110-Kommissare aus Halle mal ganz anders: Peter Kurth liest, Peter Schneider macht die Musik dazu in der Staatsoperette Dresden.
Ganz ohne Musik kommen dagegen die kleinen Telefondialoge daher; begeistert ist der Anrufer natürlich immer, besonders, wenn er „au ja, im Dom“ zuhören darf.

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