Werke von Franz Schubert, Robert Schumann, Karl Goldmark und anderen

Wald . Horn . Lied

Musik für Männerstimmen und Hörner. Amarcord, German Hornsound

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Genuin GEN 16434
erschienen in: das Orchester 12/2016 , Seite 69

Tief in die deutsche Romantik taucht die vorliegende Einspielung mit dem Titel Wald.Horn.Lied ein. Gängige Attribute der Romantik sind hier vereint: Die Natur respektive der Wald wird in Liedern besungen und sie werden gleich vierfach durch das Lieblingsinstrument romantischer Dichter, das Horn, umspielt.
Dass es sich dabei nicht nur um Jagdhörner und das Blasen von Jagdsignalen handelt, macht gleich das erste Waldlied von August Horn (!) klar, das der als Arrangeur von Wagner’schen Partituren hochgelobte Komponist für Männerchor mit Begleitung von vier Ventilhörnern schrieb. Das Hornquartett wird von dem 2009 gegründeten German Hornsound gebildet, das sich mit Christoph Eß, Sebastian Schorr, Stephan Schottstädt und Timo Steininger aus ehemaligen Studenten der Stuttgarter Hornklasse von Christian Lampert zusammensetzt. Anstelle der chorischen Besetzung sind auf dieser CD die vorzüglichen fünf Sänger des Vokalensembles Amarcord zu hören.
Nach dem einstimmenden Loblied auf den Wald folgt mit Robert Schumanns Fünf Gesänge aus Heinrich Laubes Jagdbrevier op. 137 Gewichtigeres. In der musikalischen Darstellung des Jagdlebens werden auch die Gefahren – der unbeabsichtigte Tod eines erschossenen Kameraden – in dem besonders eindrucksvoll gestalteten Satz Habet acht! nicht verschwiegen. Der vaterländische Zeitgeist äußert sich im letzten Lied Bei der Flasche in einem von schmetternden Hörnern begleiteten, Begeisterung auslösenden Lobgesang auf die deutsche Jägerei.
Musikalisch schlichter gehalten ist die Waldwanderung op. 48 des Berliner Komponisten Ferdinand Hummel, der in sechs Liedern einen überwiegend sehnsuchtsvollen Grundton anstimmt und seine Nä­he zum Volkslied mit der Vertonung von Wie lieblich schallt durch Busch und Wald und Ade, du lieber Tannenwald zum Ausdruck bringt. Die Vier Gesänge für 4 Männerstimmen op. 17 D983 von Franz Schubert setzen inhaltlich neue Akzente durch die Liebesthematik und verzichten auf instrumentale Begleitung. Besonders stimmungsvoll ist die schlichte Darstellung des letzten Liedes Die Nacht. Mit Hörnerklang wird dagegen Schuberts Nachtgesang im Walde D913 eröffnet, der in die Nähe einer dramatischen Szene rückt. Der Themenkreis wird mit Waldeinsamkeit op. 32 von Carl Steinhauer beschlossen.
Mit einem wiederentdeckten, musikantisch interpretierten Hornquartett von Constantin Homilius ergänzt German Hornsound das Programm, das noch die sehr wirkungsvolle Vertonung Karl Goldmarks des in Komponistenkreisen beliebten Gedichtpaares Meeresstille und Glückliche Fahrt von Goethe enthält.
Die fünf Herren von Amarcord interpretieren die Vokalpartien mit sehr schlanker Tongebung und vermeiden jedes überflüssige Pathos. Vorzüglich ist ihre Textverständlichkeit. Die perfekte klangliche Balance zwischen den Vokalisten und Instrumentalisten trägt zu der gelungenen Entdeckungsreise in weithin unbekannte romantische Gefilde bei, die auch von einem lesenswerten Booklet begleitet wird.
Heribert Haase