Frauke Adrians

Von Kiew nach Berlin

Musikerinnen der ukrainischen ­­National-Philharmonie haben ein Streichquintett mit deutschen Kollegen ­gegründet

Rubrik: Aufsatz
erschienen in: das Orchester 03/2023 , Seite 28

Ein neues Ensemble, gerade erst gegründet – und dann nimmt es sich zum Auftakt gleich so ungefähr das Anspruchsvollste vor, was es für seine Instrumentenkombination gibt: Schuberts Streichquintett C-Dur D 956. Hinzu kommt dann auch noch, dass der überwiegende Teil der Mitglieder keinerlei Schubert-Erfahrung hat. Kann das gutgehen? Es geht gut. Es geht sogar sehr gut. Denn die Geigerinnen Hanna und Olena Tsurkan und die Bratscherin Nataliia Andru­sh­chenko, die im vergangenen Jahr aus Kiew nach Berlin gekommen sind, spielen hervorragend. Und mit den Cellisten Frank Lässig und Felix Nickel vom Orchester der Komischen Oper haben sie offensichtlich optimale musikalische Partner gefunden.
Ende Mai 2022 gab das deutsch-ukrainische Quintett sein Debütkonzert in der Friedenskirche von Berlin-Niederschönhausen. Vor das umfangreiche Schubert-Opus setzten die Musikerinnen und Musiker ein „Thema mit Variationen“ des ukrainischen Komponisten Vasyl Barvinsky (1888–1963), ein charmantes viersätziges Werk, dessen folkloristische Anklänge – das Cello kommt stellenweise als Borduninstrument zum Einsatz – im dritten Schubert-Satz ein Echo zu finden schienen. Schuberts Früh- und Barvinskys Spätromantik passten erstaunlich gut zueinander. Damit war das „Tsurkan-Quintett“, benannt nach den beiden Schwestern an den Violinen, geboren.

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