Ludwig Steinbach

Vom Singen und von italienischer Gesangstechnik und weitere Essays

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Verlagshaus Schlosser
erschienen in: das Orchester 02/2023 , Seite 63

Der Musikkritiker und -journalist Ludwig Steinbach tat sich mit der Veröffentlichung seines Essaybands keinen Gefallen. Bei dieser Unternehmung ist nichts anderes herausgekommen als ein buntes Sammelsurium thematisch verschiedener Texte, die wahllos aneinandergereiht wurden. Auch das Titelbild steht in keinem begründeten Zusammenhang zum Inhalt. Die Druckfassung, die eine Menge Schreibfehler beinhaltet, lädt nicht gerade zur Lektüre ein. Ein Lebenslauf des Autors wäre zusätzlich erhellend gewesen. Ohne Einleitung werden hier kommentarlos elf Essays aneinandergereiht, die sich als gemeinsamer Nenner alle überwiegend auf Musik beziehen, wobei Richard Wagner eine nicht zu übersehende Rolle spielt.
Im ersten Essay, das auch titelgebend war, begründet Steinbach seine Vorliebe zur italienischen Gesangstechnik, um dabei vehement, unfundiert und teils gar vulgär alles zu verreißen, was sich anderer Gesangstechniken bedient. Dabei führt er keine Belege an, wodurch das Essay zur bloßen Stammtisch-Äußerung verkommt. Der Text ist seinem Gesangslehrer – der Autor scheint also privat gesungen zu haben –, dem wenig bekannten US-amerikanischen Bass Spelios Constantine, gewidmet, dessen Methode er als einzig wahre betrachtet.
Im zweiten Essay geht es um den kulturpolitischen Auftrag der Theater, der in der zeitgemäßen Neuinterpretation der Werke, also im Regietheater, bestehen soll. Theater diene als „Spiegel der Gegenwart“, wobei Steinbach zeitgenössische, auch provokante Inszenierungen als Voraussetzung dafür sieht, „dass Theater weiterhin Sinn macht.“ Darüber kann man trefflich streiten. Weitere Themen sind das Leben der KZ-Aufseherin Anneliese Franz, zu dem neue Fakten benannt werden, eine Lobeshymne auf den Bass Gottlob Frick und die Beziehung von Richard Wagner zum Tenor Adolf Wallnöfer (1854–1946). Steinbach versucht eine Rehabilitierung der Figur des Beckmesser, wofür er die Bühnenentwicklung der Rolle nachzeichnet und diskutiert, ob Hanslick von Wagner wirklich als Vorbild für Beckmesser genommen wurde. Es folgen ausführliche Lebensbeschreibungen von Hans Knappertsbusch und seinen Parsifal-Interpretationen und zu guter Letzt ergeht der Hinweis an alle Theater, wichtige Inszenierungen auf DVD festzuhalten.
Ein langatmiges Buch von einem Autor, der sich, so scheint es bei der Lektüre, als allwissend und unfehlbar einschätzt, ohne Erläuterungen, ohne Schlusswort. Der Leser bleibt ratlos zurück.
Claudia Behn