Bottesini, Giovanni / Johann Baptist Vanhal / Gioacchino Rossini
Virtuos
Nicht von Drei Chinesen mit dem Kontrabass ist hier die Rede, sondern nur von einem. Aber von was für einem! Der jetzt dreißigjährige Yun Sun aus Beijing ist seit sechs Jahren Solokontrabassist der Staatskapelle Weimar. Wichtige Lehrer, zahlreiche gewonnene Wettbewerbe, Preise und Stipendien markieren die Stationen seiner erstaunlichen Biografie.
Nun erschien von ihm eine CD mit zwei bekannten Kontrabass-Konzerten aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Aufgenommen wurden das D-Dur-Konzert des Böhmen Johann Baptist Vanhal und das h-Moll-Konzert des Italieners Giovanni Bottesini, beides berühmte Probespielstücke. Vanhal, der als Komponist sehr vielseitig war und wohl als einer der ersten von dem Erlös seiner Werke und vom Unterricht leben konnte, schrieb das mit Schwierigkeiten gespickte Konzert einst für den Virtuosen Johann Mathias Sperger, Mitglied der Hofkapelle Esterházys unter Joseph Haydn. Der reisende Bass-Virtuose Bottesini komponierte einst zum eigenen Gebrauch.
Yun Sun spielt die beiden Konzerte in mitteilsamer Unkompliziertheit, d.h. er macht die Soloparts nicht zur zirzensischen Szene oder zur virtuosen Show. Sein von profunder Sicherheit geprägtes Spiel kostet jede denkbare Nuance musikalisch aus, dies aber in einer solchen Selbstverständlichkeit, dass es fast den Charakter des Mühelosen bekommt. Die große atmende Sanglichkeit auf dem Bass macht das Hören zu einem sinnlichen Erlebnis. Seine klangliche Spurensuche mit Ebenmaß und Ausdruck, die sonore Eindringlichkeit der schnellen Sätze und die süße Schwermut des Andante bzw. Adagios schaffen eine spannungsvolle Intimität, die dem jungen Chinesen einen Platz in der ersten Reihe der virtuosen Solobassisten zuweisen.
Mit schlankem, wendigem Orchesterklang gestaltet das Thüringische Kammerorchester unter der Leitung von Martin Hoff die Begleitungen. Die anspringende Lebendigkeit der Vorspiele und die fein abgetönte
Balance beim musikalischen Unterbau der Solostellen sind durchsichtig,
duftig und nuanciert gehalten. Beide Konzerte sind von einnehmender Eleganz und doch von klarem Profil gezeichnet. Um sie herum gebaut sind die ersten drei der insgesamt sechs Streichersonaten von Rossini, Quartette für zwei Geigen, Violoncello und Kontrabass, in Orchesterfassung.
Es sind hinreißende, lebensbejahende Divertimenti, die hier perfekt, leicht, luftig und ungeheuer musikalisch wiedergegeben werden. Immer wieder hat der Bass hier seine Soli, und insofern passen diese dreisätzigen Preziosen thematisch gut zu dieser neuen CD, die im August/September 2011 in der Weimarhalle aufgenommen wurde.
Wolfgang Teubner