Werke von Eugen d'Albert, Max Bruch und Ernst von Dohányi

Violoncellokonzerte

David Pia (Violoncello), Münchner Rundfunkorchester, Ltg. Ulf Schirmer

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Farao Classics B 108089
erschienen in: das Orchester 07-08/2016 , Seite 74

Der Schweizer Cellist David Pia widmet sich auf seinem Debütalbum selten gespielten Kompositionen: Zu hören sind das Konzert für Violoncello und Orchester C-Dur op. 20 von Eugen d’Albert, Kol Nidrei op. 47 und die Canzone für Violoncello und Orchester op. 55 von Max Bruch sowie das Konzertstück D-Dur für Violoncello mit Orchester op. 12 von Ernst von Dohnányi. Alle vier Werke sind etwa zur gleichen Zeit, um die Wende zum 20. Jahrhundert, entstanden und kompositorisch in die Tradition der Spätromantik einzuordnen. Einst waren die Stücke sehr beliebt, aber heutzutage ist einzig Bruchs Kol Nidrei, das zu seinen berühmtesten Kompositionen zählt, einem größeren Publikum bekannt.
Sowohl Eugen d’Albert als auch Ernst von Dohnányi zählten zu den wichtigsten Klaviervirtuosen ihrer Epoche. Sie wurden von Brahms geschätzt und musizierten beide mit dem Cellisten Hugo Becker. Für diesen schrieben sie die hier eingespielten Kompositionen. In d’Alberts Cellokonzert aus dem Jahr 1899 steht die Virtuosität im Vordergrund. Der Solopart verlangt dem Cellisten allerhand technische Fertigkeiten ab. Die drei Sätze gehen ineinander über und sind thematisch miteinander verwoben. Auch wenn die virtuosen Passagen überwiegen, beinhaltet die Komposition ebenso dramatische Momente und gefühlvolle Kantilenen.
Dohnányis Konzertstück für Violoncello und Orchester aus den Jahren 1903/04 setzt seinen Schwerpunkt auf die Melodieführung. Die Musik ist sehr pathetisch, voller Leidenschaft, und arbeitet mit großen Steigerungen und Kontrasten. Besonders im dritten Satz erhält der Orchesterpart sinfonischen Charakter. Während sich bei Dohnányi besonders die harmonische Gestaltung in Richtung des 20. Jahrhunderts entwickelt, sind Max Bruchs Werke noch völlig der romantischen Kompositionsweise verschrieben. Im elegischen Kol Nidrei, einem Adagio nach hebräischen Melodien, bringt David Pia sein Cello gekonnt zum Singen. Auch in der Canzone herrschen die kantablen Momente vor.
David Pias Interpretation der Cellokonzerte überzeugt durch einen warmen und schlanken Ton, der viele Klangfarben und eine abwechslungsreiche musikalische Gestaltung ermöglicht. Sein Spiel bleibt stets technisch virtuos, leichtfüßig und elegant, manchmal würde man sich jedoch etwas mehr Rauheit wünschen. Gelungen ist Pias Zusammenarbeit mit dem Münchner Rundfunkorchester unter der Leitung von Ulf Schirmer. Die Musiker kennen einander gut aus der Zeit, als David Pia Solocellist des Orchesters war. Ihr Zusammenspiel ist klar nuanciert, flexibel in der musikalischen Interaktion und dynamisch gut ausbalanciert.
Anna Catharina Nimczik