Igor Strawinsky
Violin Concertos / Works for Violin and Piano
Liana Gourdjia (Violine), Katia Skavani (Klavier), Deutsche Radio Philharmonie, Ltg. Zsolt Nagy
Es war eine besonders fruchtbare Symbiose, die Igor Strawinsky mit dem Geiger Samuel Dushkin verband. Zuerst schrieb er für ihn sein einziges Violinkonzert, wobei er bei der Gestaltung des Soloparts eng mit Dushkin zusammenarbeitete. Ursprünglich hatte der Komponist gar Bedenken, sich mit dem Genre auseinanderzusetzen, da er sich nach eigener Meinung nicht ausreichend mit der Violine auskannte. Nachdem diese Bedenken zerstreut waren und das Violinkonzert seine Uraufführung (in Berlin) erlebt hatte, schrieb Strawinsky im Tandem mit Dushkin noch eine ganze Reihe von Stücken für Violine und Klavier, die er gemeinsam mit dem Geiger auf Tourneen aufzuführen gedachte. Zum größten Teil handelt es sich dabei um Transkriptionen früherer Strawinsky-Werke beziehungsweise von Ausschnitten daraus.
Der Künstlerfreundschaft Strawinsky/Dushkin ist die vorliegende CD der russischen Geigerin Liana Gourdjia gewidmet. Neben dem Violinkonzert spielt sie mit der Pianistin Katia Skavani eine Auswahl der erwähnten Transkriptionen. Zwar mag man vielleicht bedauern, dass das einzige Originalwerk, das Strawinsky für Dushkin in Duobesetzung komponierte, ein Duo concertant, nicht auf der CD vertreten ist. Doch das ist nur ein winziger Einwand. Denn wann bekommt man etwa schon Dushkins Bearbeitung des Tango zu Gehör oder die Chanson russe aus der Oper Mavra? Und es sind gerade diese Transkriptionen, die Geigerin und Pianistin in Hochform zeigen. Größtenteils handelt es sich um eher lyrische Kompositionen, die dem Klischeebild vom mehrheitlich trockenen und ironischen Strawinsky entgegenstehen. Liana Gourdjia verfügt neben einer makellosen Technik über ein sehr breites klangfarbliches Repertoire, das sie auf geradezu verführerische Weise zum Einsatz bringt. Dabei weiß sie sich zurückzuhalten, wenn es angebracht ist, etwa in der wie gehaucht dargebotenen Feuervogel-Berceuse, aber ebenso ein mitreißendes Temperament zu entwickeln wie in der Danse russe aus Petruschka. Katia Skavani ist ihr dabei eine mehr als ebenbürtige Partnerin, die ihren Part ebenso sensibel wie pointiert realisiert.
Dass die Einspielung des Violinkonzerts vielleicht nicht ganz auf derselben Höhe steht, hat nicht ausschließlich musikalische Gründe. Sicher, das abschließende Capriccio könnte vielleicht eine Portion mehr übermütige Leichtigkeit und rhythmischen Biss vertragen. Aber sonst weiß die Solistin auch hier rundum zu überzeugen. Auch die Deutsche Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern unter Zsolt Nagy leistet sehr anständige Arbeit, unterstreicht weniger die parodistischen Züge des Werks als vielmehr sowohl den spielerischen, fließenden Gestus der Ecksätze als auch den tiefen Ernst der beiden Aria überschriebenen Mittelsätze. Allerdings agiert das Orchester in einigen Passagen klanglich zu weit im Hintergrund, und die Trennschärfe in der Bassregion lässt mehr als einmal zu wünschen übrig. Am durchweg positiven Eindruck dieser Veröffentlichung ändert dies jedoch nur sehr wenig.
Thomas Schulz