Mozart, Wolfgang Amadeus
Violin Concertos Nos. 2 & 5 / Sinfonia Concertante
Frank Peter Zimmermann (Violine), Antoine Tamestit (Viola), Kammerorchester des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks, Ltg. Radoslaw Szulc
Eigentlich überrascht es nicht, dass sich Frank Peter Zimmermann auch im zweiten Teil seiner Einspielung konzertanter Werke Wolfgang Amadeus Mozarts als geradezu idealer Interpret erweist. Diesmal reicht er die beiden Konzerte KV 211 und 219 nach und ergänzt sie was besonders erfreulich ist um eine Aufnahme der Sinfonia concertante KV 364, der er sich gemeinsam mit seinem ständigen Streichtriopartner Antoine Tamestit widmet.
Was bereits den im vergangenen Jahr erschienenen ersten Teil ausmachte, bestimmt auch die vorliegende Produktion: Zimmermanns ganz dem Gedanken der Kantabilität verpflichtete Lesart der Violinkonzerte strotzt vor faszinierenden Details und bewahrt trotz der Vorliebe des Geigers für einen sinnlichen Vibrato-Tonfall eine geradezu bestechende Klarheit. Dies hängt mit der Sorgfalt zusammen, die Zimmermann bei der Formung jeder einzelnen Phrase an den Tag legt, wodurch er selbst den unscheinbarsten Wendungen oder begleitenden Figurationen artikulatorische Abstufungen einschreibt, die sich letzten Endes als musikalische Sinnträger erweisen.
Während sich das D-Dur-Konzert durch frische Tempi und verstärkte Prägnanz des Bogenansatzes auszeichnet hörbar bereits in Zimmermanns Wiedergabe des einfachen, kräftig in den Klangraum gesetzten Kopfsatzthemas , überrascht das A-Dur-Konzert durch einige aus dem Kontext der Interpretation heraus entwickelte agogische Wendungen. Gerade an den hiervon betroffenen Stellen offenbaren sich Kammerorchester und Dirigent zwar als adäquat reagierende Partner des Solisten; doch könnte der generell sehr kompakt wirkende Orchesterklang mitunter eine stärkere Binnendifferenzierung oder auch wie im recht zahnlos dargebotenen alla turca-Teil des A-Dur-Finalrondos wesentlich mehr Biss vertragen.
Dass die Farben von Bläsern und Streichern in der Sinfonia concertante durchweg feiner gesetzt sind, macht diese Komposition auch von der orchestralen Ausführung her zum Höhepunkt der CD. Zimmermann und Tamestit musizieren vor diesem Hintergrund ungemein spannungsreich, was sich etwa in all jenen vom Gesang ins Deklamatorische gewendeten Momenten abzeichnet, mit denen beide Musiker zu Beginn der Kopfsatz-Durchführung den musikalischen Verlauf aufhalten, die Dissonanzreibungen in den Kadenzen auskosten oder vor allem den Klagecharakter des affektreichen Mittelsatzes agogisch verstärken. Gerade aufgrund solcher in ständigem Wechselspiel eingestreuter Freiheiten mutet die Wiedergabe von KV 364 über weite Strecken hinweg wie eine aus dem Augenblick heraus entstehende Dialogsituation an, wodurch das Werk musikalisch weit über die Violinkonzerte hinauswächst. Erfrischend ist schließlich das rasche Tempo, mit dem die Musiker den Finalsatz anstimmen und dem Werk damit ein geradezu leichtfüßiges Ende verleihen.
Stefan Drees