Mozart, Wolfgang Amadeus
Violin Concertos Nos. 1, 3, 4 / Rondo K. 373 / Adagio K. 261
Frank Peter Zimmermann (Violine), Kammerorchester des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks, Ltg. Radoslaw Szulc
Aus seiner Liebe zur Musik Mozarts macht Frank Peter Zimmermann kein Geheimnis: Aufnahmen der Mozartschen Werke ziehen sich durch seine gesamte Karriere man denke nur an die auch heute noch aufregende Einspielung der Sonaten, die der junge Musiker in den 1980er Jahren gemeinsam mit Alexander Lonquich gemacht hat, aber auch an die 2011 veröffentlichte Interpretation des Streicherdivertimentos Es-Dur KV 563 mit dem Zimmermann-Trio. Konsequent erscheint daher die Entscheidung des Geigers, sich in einer neuen Edition den Werken für Violine
und Orchester zu widmen.
Zimmermann ist zwar beileibe kein Verfechter der historisch informierten Aufführungspraxis, weiß aber dennoch Tongebung und Vibrato gekonnt und weitaus besser als dies etwa in der klanglich viel weniger differenzierten Neuaufnahme Arabella Steinbachers der Fall ist an die feinen Texturen von Mozarts Musik anzupassen. Wie sublim und detailreich sein Zugang ist, ohne dabei der vor allem in der Kunst der Bogenführung verankerten kräftigen Momente zu entbehren, wird deutlich, wenn man der sorgfältigen Formung der Kopfsatzthemen, den Phrasierungen innerhalb der langsamen Sätze, der Abstufung der Dynamik bei sequenzierenden Passagen oder der genauen Gestaltung scheinbar nebensächlich hingeworfener Sechzehntelpassagen lauscht. Zu welchen Höhepunkten es dabei kommt, beweisen Passagen wie die zweite Episode aus dem Finalrondo von KV 216, wo die Entfaltung des Soloparts über einem Bett aus ineinandergreifenden Streicherpizzicati einen regelrechten Aha-Effekt erzeugt.
Man mag es demgegenüber ein wenig bedauern, dass der geschmackvollen Umsetzung der Werke nicht auch auf eine adäquatere Wahl von Kadenzen entspricht. Leicht könnte man sich nämlich passendere vielleicht auch eigene Beispiele vorstellen als etwa Joseph Joachims Kadenz zu KV 218, die aufgrund ihrer romantischen Emphase stilistisch nicht so recht zur interpretatorischen Annäherung Zimmermanns passen will. Die Diskrepanz zeigt sich hier und in den Kadenzen der übrigen Werken immer dann, wenn eine Art von Virtuosität eingefordert wird, die den Konzerten selbst fremd ist, wodurch sich auch im Zugriff Zimmermanns ein gewisser Bruch zum Mozartschen Tonfall ergibt.
Eine Spur zu aufdringlich wirkt vor allem im frühen B‑Dur-Konzert KV 207 auch der Orchesterklang: In den begleitenden Passagen der Rahmensätze geraten die Streicher zu kompakt, während beispielsweise die dynamisch unterstützte Ausarbeitung von impulsgebenden Taktschwerpunkten in der Kopfsatzdurchführung von KV 216 außerordentlich gut gelingt. Dies sind jedoch marginale Feststellungen, die nichts daran ändern, dass Zimmermann mit dieser CD den ersten Teil einer runden und interpretatorisch überzeugenden Gesamtaufnahme der konzertanten Kompositionen Mozarts vorgelegt hat.
Stefan Drees