Werke von Georg Philipp Telemann, Johann Jakob Kress, Johann Friedrich Fasch und Johann Samuel Endler

Violin concertos from the Darmstadt court

Johannes Pramsohler (Ltg. und Violine), Darmstädter Barocksolisten

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Audax Records ADX 13716
erschienen in: das Orchester 04/2019 , Seite 68

Eine opulente Ausstattung macht noch keine überzeugende CD-Produktion, doch im vorliegenden Fall passen Inhalt und Gestaltung fast optimal zusammen. Leider ist die Balance zwischen Soli und Orchester aufnahmetechnisch durchweg nicht ganz gelungen. Vor allem die Trompeten in Telemanns Concerto D-Dur TWV 53:D5, in Faschs Concerto D-Dur FWV L:D4a und in Johann Samuel Endlers Ouverture D-Dur sind durchgehend etwas zu prominent und das Tutti etwas zu stark als Hintergrundfolie für den Violinsolisten; so kommt der Charakter des „concertare“ nicht rundum überzeugend zum Tragen.
Dies ist umso bedauerlicher, als die vorgestellten Werke fast alle Tonträgerpremieren sind, die am Darmstädter Hof der vornehmlich ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts zu hören waren. Komponisten wie Johann Jakob Kress (von dem zwei Concerti à 5 aus op. 1 dargeboten werden) und Johann Samuel Endler sind beachtliche Neuentdeckungen, deren Werke es aber auch in sich haben, sowohl was die Texturen als auch was das Metrische angeht, das keineswegs so regelkonform ist, wie man erwarten könnte.
Der musikalische Anspruch bringt sowohl den Sologeiger Johannes Pramsohler, der durch seine Partien gelegentlich fast überfordert scheint, als auch die Darmstädter Barocksolisten hin und wieder aus dem Konzept – gerade dort, wo die Musik, etwa in Kress’ c-Moll-Concerto op. 1 Nr. 2, von ganz eigenem Charakter ist. Hier hätte man sich vom Ensemble mehr Mut zur „klaren Kante“ gewünscht, eine größere Sorgfalt beim Erspüren der kompositorischen Besonderheiten, hätte einen musikalischen Leiter benötigt, der tatsächlich das musikalische Geschehen zu einem Ganzen formt. Immer wieder bleibt die Interpretation so im Konventionellen haften, wagen die Musiker nicht jene emotionale Attacke, die der Musik immer wieder inhärent ist und der Darbietung gut getan hätte.
Am gelungensten sind die regelrechten Concerti, in denen Pramsohler eindeutig als Teil eines Klangganzen agiert, nämlich die Concerti von Fasch und Endler, weil hier interpretatorischer Austausch und aufnahmetechnische Balance vorbildliche Ausgewogenheit erlangen. „Na, geht doch“, will man sagen und hätte sich durchgängig eine so runde, in sich sorgsam ausgearbeitete Gesamtleistung gewünscht.
Die Covergestaltung des Booklets entspricht dem teilweise unentschiedenen Gestus der Interpretation, denn es erschließt sich nicht, warum die Interpreten und Komponisten in so unterschiedlich großer Schrift genannt werden und so der Schwerpunkt der Produktion unklar bleibt. Dass sich auch hier der Solist zu stark in den Vordergrund spielt und nicht wirklich den Eindruck eines Teamplayers macht, beeinträchtigt auch hier den Gesamteindruck.
Jürgen Schaarwächter