Werke von Beethoven, Berg und Bartók
Violin Concertos
Frank Peter Zimmermann (Violine), Berliner Philharmoniker, Ltg. Daniel Harding, Kirill Petrenko, Alan Gilbert
Mit seinen in Bezug auf klangliche Realisierung, Aufmachung und Booklet extrem hochwertigen Veröffentlichungen hat sich das hauseigene Label der Berliner Philharmoniker eine gut gepolsterte Lücke auf dem Tonträgermarkt erobert. Zumindest teilweise mag dies der professionellen Machart der Boxen – gestaltet in ansprechendem Farbdesign, ausgestattet mit opulenten, textlich hervorragend gemachten Booklets sowie ergänzt um alternative Mitschnitte auf DVD und Bluray – zu verdanken sein, mit denen man sich erfolgreich gegen die allgemeine Tendenz zu schlampig editierten CDs stellt. Ein weiterer Grund mag sein, dass es sich hier um Fan-Produkte für die Marke Berliner Philharmoniker handelt, mit welchen die internationale Klientel der Berlin- und Philharmoniebesucher angesprochen werden soll. Dies erklärt vielleicht auch, warum der diskografische Wert so mancher Veröffentlichung sich eher in Grenzen hält – eine Frage, die sich auch angesichts der vorliegenden Zusammenstellung häufig gespielter und auf Tonträgern präsenter Violinkonzerte von Beethoven, Berg und Bartók stellt.
Kein Zweifel: Frank Peter Zimmermanns Interpretationen sind makellos und zeugen von einem tiefen Verständnis für die Kompositionen; doch gibt es in der Digital Concert Hall, aus deren Bestand die Aufnahmen stammen, musikalisch viel aufregendere Produktionen mit dem Geiger – etwa Konzerte von Hindemith, Britten und Martinů –, die es verdient hätten, weiter verbreitet zu werden. Trotzdem kann man die Aufnahmen natürlich rund- um genießen und immerhin auch einige Überraschungen entdecken.
So gewinnt beispielsweise Bergs Konzert sehr viel durch Kirill Petrenkos Lesart, die stark auf eine Herausarbeitung klanglich charakteristischer Linienführungen setzt, wodurch der Solist stärker als in anderen Einspielungen als Dialogpartner von Orchestersolisten auftritt und dies auch mit einer stellenweise sehr zarten Tongebung unterstreicht. Daniel Hardings Interpretation des Beethoven’schen Violinkonzerts wiederum wartet von Beginn an mit einem schlanken Klang auf, der stellenweise kantabel aufblüht, aber immer wieder auch dramatisches Potenzial entfaltet. Gegenüber früheren Einspielungen schlägt Zimmermann hier zügigere Tempi an und wirkt zupackender im Ausdruck. Das zeigt sich schon zu Beginn, wenn er die von Harding in der Orchesterexposition ausgelegten dramatischen Fäden aufgreift und weiterspinnt.
Alan Gilbert schließlich erweist sich als glückliche Wahl für die beiden Bartók’schen Konzerte: Äußerst gelungen ist der Beginn des ersten Konzerts, wo sich die feinen Orchesterfäden allmählich zum solistischen Einstieg hinzugesellen und zu einem lebendigen Stimmengeflecht zusammenschließen. Im zweiten Konzert überzeugt Zimmermann dann durch einen stellenweise gleichsam „sprechenden“ Vortrag, der die Musik wie eine große Erzählung aus atmosphärisch miteinander verschränkten Momenten erscheinen lässt.
Stefan Drees