Werke von Alban Berg, Alexander Zemlinsky und Thomas Wally
Viennese Transfigurations
Maxim Brilinsky (Violine), Stefan Neubauer (Klarinette), Bartosz Sikorski (Kontrabass), Johannes Piirto (Klavier)
Wien sei eine einzigartige Stadt, die schon immer ein Magnet für viele Musiker gewesen sei. Bei den Wiener Philharmonikern und an der Wiener Staatsoper spielen zu dürfen sei eine große Ehre, so der ukrainische Geiger Maxim Brilinsky über seine Wahlheimat. Auf der vorliegenden Aufnahme Viennese Transfigurations hat er drei echte Wiener Komponisten vereint: Alban Berg, Alexander Zemlinsky und Thomas Wally (Jahrgang 1981), der auch sehr häufig bei den Wiener Philharmonikern spielt. Zwei der Bearbeitungen stammen von Maxim Brilinsky selbst.
Das Violinkonzert von Alban Berg erklingt hier in einer interessanten Kombination für Violine, Kontrabass, Klarinette und Klavier. Damit habe man trotz der kleinen Besetzung ein ziemlich breites Klangspektrum erreichen können, sagt Maxim Brilinsky. Der Kontrabass übernehme seine Funktion als Fundament, aber auch als Soloinstrument. Die Klarinette und das Klavier würden sich beim thematischen Material und den Begleitstimmen abwechseln. Die Violinstimme bleibe unverändert, bis auf eine kleine Ausnahme am Ende. Zusammen mit Stefan Neubauer an der Klarinette, Bartosz Sikorski am Kontrabass und Johannes Piirto am Klavier ist eine elektrisierende Aufnahme entstanden. Die Widmung „Dem Andenken eines Engels“ bezieht sich auf Manon Gropius, die Tochter des Bauhaus-Architekten Walter Gropius, die achtzehnjährig an Kinderlähmung starb. Im ersten Teil treten die Wesenszüge des jungen Mädchens bei dieser Aufnahme leuchtkräftig hervor, während der zweite Teil sich bildkräftig in Katastrophe und Lösung gliedert. Auch wenn man zuweilen die Orchesterfassung vermisst, überzeugt trotzdem die formale Gestaltungskraft.
Die auf der CD zu hörenden zwei Stücke Zemlinskys aus der Bühnenmusik zu Shakespeares Cymbeline sind eine erweiterte Bearbeitung von dessen 1898 entstandener Vertonung von Ferdinand Gregorovius‘ Gedicht Blaues Sternlein. Das Schicksal der Imogen als Tochter des Königs Cymbeline kommt hier nuancenreich zum Vorschein. Sie heiratet heimlich einen niedrig geborenen Mann und wird dafür von ihrer Stiefmutter verfolgt. Zemlinsky hat dabei eine Musik erfunden, die mit überhitzter Harmonik und chromatischen Finessen aufwartet und auch an den thematischen Reichtum seiner Lyrischen Sinfonien erinnert.
Bewegend in ihrer thematischen Vielseitigkeit und ihrem klangfarblichen Reichtum sind auf dieser CD ebenfalls die transfigurations von Thomas Wally, der sich von Alban Berg beeinflusst zeigt. Zum Abschluss erklingt noch das wunderbar innig musizierte Adagio aus dem Kammerkonzert für Violine, Klarinette und Klavier von Alban Berg. Hier sind ebenso Einflüsse von Richard Strauss, Gustav Mahler und Arnold Schönberg zu erkennen.
Alexander Walther