Werke von Mahler, Korngold, Zemlinski, Pfitzner, Humperdinck, Berg und Braunfels
Urlicht. Songs of Death and Resurrection
Samuel Hasselhorn (Bariton), Poznań Philharmonic Orchestra, Ltg. Łukasz Borowicz
Hinter dem geheimnisvollen Gänsehaut-Titel Urlicht. Gesänge von Tod und Auferstehung verbergen sich insgesamt zehn Orchesterlieder und Opernarien vorwiegend aus dem Fin de siècle, also Stücke von deutschen und österreichischen Komponisten der Spätromantik von Engelbert Humperdinck bis Erich Wolfgang Korngold. Der Bariton Samuel Hasselhorn bringt diese mit dem Poznań Philharmonic Orchestra unter dem Dirigat von Łukasz Borowicz sehr emphatisch und stimmlich sehr anpassungs- und wandlungsfähig zu Gehör. Das Orchester begleitet die zum Teil faszinierend schönen und unter die Haut gehenden Lieder überaus farbenreich, unaufdringlich und bestens austariert.
Auch wenn die Komponisten verschiedenen Generationen angehören, so der Autor des Booklets, Jean-François Boukobza, „unterscheiden sie sich kaum in ihrer Haltung gegenüber einer desillusionierten Welt, die politisch und ethnisch gespalten und von einer aus der raschen Urbanisierung und Industrialisierung heraus entstandenen Angst geprägt war und von internationalen Zerwürfnissen verdunkelt wurde“. Und so handeln die recht düsteren Texte beispielsweise vom Tod von Kindern („Verdorben! Gestorben!“ aus der Oper Die Königskinder von Humperdinck), von einem Bräutigam kurz vor seiner Hochzeit (Herr Oluf von Hans Pfitzner), von dem Tod eines Soldaten (Auf ein Soldatengrab von Walter Braunfels), von der „Unmöglichkeit der Trauerarbeit“ oder von übersinnlicher Verzweiflung.
Im Fokus des Interesses stehen dabei vier sehr atmosphärische Orchesterlieder von Gustav Mahler und zwar aus dem Gedichtzyklus Des Knaben Wunderhorn wie Revelge, welches ebenfalls vom Sterben des Soldaten handelt, sowie das übersinnlich geprägt Urlicht – Bestandteil seiner Symphonie Nr. 2 mit dem Beinamen „Auferstehung“ –, sowie zwei Friedrich-Rückert-Lieder Um Mitternacht und Ich bin der Welt abhanden gekommen. Gerade im Letzteren zieht sich ein Künstler in die Stille des Todes zurück, in seinen persönlichen Himmel.
Herr Oluf op. 12 des jungen Pfitzner ragt wegen der musikalischen Anleihen aus dem Erlkönig D 328 von Franz Schubert hervor. Hier lehnt ein Mann eine dreimalige Einladung der Tochter des Erlkönigs zu einem Tanz ab. Sie verletzt ihn aus Wut am Herzen, woraufhin er nach einem langen Ritt im Wald zusammenbricht, wo ihn die entsetzte Braut auffindet.
Doch singt Samuel Hasselhorn nicht nur Solo-Lieder, sondern wählte das düstere Mord-Duett von Marie „Dort links geht’s in die Stadt“ aus der Oper Wozzek von Alban Berg aus, wofür er die in Nürnberg wirkende Sopranistin Julia Grüter gewinnen konnte. Außerdem intoniert in der Arie aus den Königskindern der Knabenchor der Poznańer Philharmonie. Einzig schade, dass es nur zehn Gesänge geworden sind.
Werner Bodendorff