Jürgen Kanold

ULM: Starker Vierer-Krimi

Lessons in „Love and Violence“ von George Benjamin am Theater Ulm

Rubrik: Bericht
erschienen in: das Orchester 10/2024 , Seite 50

Eine monströse goldene Krone beherrscht die Szenerie über einem runden, weiß bezogenen Tisch. Unheilverkündend. Diese Krone kann auch ein Gefängnis sein, ein Magnet des Bösen und eine Hinrichtungsstätte. Und am Ende hängt unter ihr, blutend, der gefolterte Mortimer, der Gegenspieler des ebenfalls getöteten Königs. Jetzt ist die nächste Generation dran, der Sohn, der Thronfolger: Weiter geht das Morden, wie in einem verhängnisvollen Spiel. Nur die Krone glänzt ohne Blessuren. Der ewige Kreislauf von Macht und Machtmissbrauch: Es sind Lektionen in Liebe und in Gewalt und über menschliche Abgründe. Und die Regie schreibt sie dem Publikum mahnend ins Gedächtnis ein. Auf dem Schlussvorhang steht: „Auf keiner Seite dieses Vorhangs sind wir unschuldig.“
Lessons in Love and Violence heißt diese packende Oper von George Benjamin, die am Theater Ulm in einer starken Inszenierung des Intendanten Kay Metzger Premiere feierte – auch der aus London angereiste britische Komponist verbeugte sich, sehr zufrieden, unter anhaltendem Beifall. Benjamin hat 2023 den mit 250000 Euro dotierten Ernst von Siemens Musikpreis erhalten, den „Nobelpreis“ für Musik. Das ist die oberste Liga und es verwundert eher, dass seine Lessons, 2018 am Royal Opera House Covent Garden uraufgeführt, jetzt erst ihre dritte Neuproduktion erfuhren – London, Zürich, Ulm.

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