Günter Buhles

Ulm: Neuer GMD, neues Programm

Ludwig van Beethovens Siebte am Beginn von Ulms musikalischer Zukunft

Rubrik: Bericht
erschienen in: das Orchester 1/2022 , Seite 55

Beethovens 7. Sinfonie, A-Dur hat der neue Ulmer Generalmusikdirektor Felix Bender als Hauptwerk für sein erstes Philharmonisches Konzert ausgewählt. Das ist nicht nur wegen des hohen Stellenwerts unter den Sinfonien des Klassikers eine gute Entscheidung, sondern auch aus gleichsam geschichtlicher Sicht: Am 12. November 1989 – drei Tage nach dem Mauerfall – dirigierte Daniel Barenboim in der Berliner Philharmonie die Siebte vor mehr als 2400 Zuhörern, die nicht nur aus Ost-Berlin, sondern auch aus Potsdam und aus einem Gebiet bis nach Rostock gekommen waren. Eine Fernsehübertragung und eine CD-Aufnahme der Berliner Philharmoniker hielten dieses auch emotional bewegende Ereignis fest. Eine weitere historische Fußnote: Im letzten Konzert seines Lebens führte Leonard Bernstein am 19. August 1990 in Tanglewood Beethovens Nr. 7 mit dem Boston Symphony Orchestra auf. Auch dies ist auf einer CD zu hören. Wagners Wort zur Siebten als einer „Apotheose des Tanzes“ liefert dem neuen Generalmusikdirektor das Spielzeit-Motto „Tanz“. Und dabei geht es ihm nicht nur um zu erwartende Programmpunkte, sondern auch um „etwas Vitalisierendes“ nach dem Stillstand der Corona-Pandemie.
Tatsächlich begann der zweimalige Konzertabend – im Theater statt im angestammten Congress Centrum – schon mit dem ersten Programmpunkt tänzerisch: Ottorino Respighis kontrastreiche Befa­gor-Ouvertüre startet mit einem Forte-Einsatz samt Paukenschlag und entwickelt im Folgenden viel Drive, auch dank reicher Percussion-Elemente. Bald erklingen in dem 1923 komponierten zwölfminütigen Orchesterstück weit geschwungene Melodien, die fast Vorgriffe auf Holly­wood-Scores sind. Ein gutes Stück also, um einen Dirigenten zu beo­bachten – und das Ulmer Publikum wollte ja Felix Bender kennenlernen!

 

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