Angelika Stockmann
Üben hilft eben doch!
Ein Leitfaden zum lösungsorientierten Üben in Prävention und Therapie, mit einem Vorwort von Eckart Altenmüller
Angelika Stockmann darf sicher als die Doyenne der Dispokinesis in Deutschland bezeichnet werden. In ihrem mittlerweile jahrzehntelangen Wirken hat sie unzähligen Musikerinnen und Musikern geholfen, durch meist aus falsch verstandenem Üben hervorgegangene Muskelkrämpfe (fokale Dystonien) zu überwinden und neue, organische Bewegungsmuster einzuüben.
Die Dispokinese geht zurück auf Gerrit Onne van de Klashorst, der erkannte, dass erlernte Fehlhaltungen und Fehlbewegungen nur durch eine ganzheitliche Therapie überwunden werden können. Er entwickelte sogenannte Urgestalten oder „Originals“, ein Basisprogramm praktischer Übungen für Atem, Haltung und Bewegung, mit denen Angelika Stockmann den Reigen der in ihrem Buch vorgeschlagenen Übungen beginnen lässt. Sie beschäftigt sich außerdem seit 15 Jahren mit Übungen der „Formativen Psychologie“ von Stanley Keleman. Übungen aus beiden Bereichen überträgt sie nutzbringend auf alle klassischen Instrumente.
Da alle dispokinetischen Übungen einerseits pädagogischen und präventiven Zwecken dienen, andererseits auch therapeutischen und rehabilitierenden, unterteilt die Autorin ihr Buch in zwei große Teile: Teil 1 heißt „Das Üben üben“, Teil 2 „Retraining und Prävention“. Bei dieser Einteilung ist bereits erkennbar, dass unter „Üben“ in diesem Buch nicht das Üben von Stücken gemeint ist und hier ein entsprechender Ratgeber zu erwarten wäre, sondern ausschließlich das „Sich-üben“. Der trotzige Titel Üben hilft eben doch! gilt all jenen, die durch falsches Üben krank geworden sind und nun einen Leitfaden geboten bekommen, um aus dem Teufelskreis Üben – Misserfolg – noch mehr üben – Muskelkrampf – noch mehr üben usw. auszubrechen. Und das mit einem schier unermesslichen Schatz nutzbringender Übungen.
Eine kleine Auswahl aus den vielen behandelten Themenbereichen möge dies verdeutlichen. Aus Teil 1: Stereotype und ihre Ursachen; Ängste; überfordert – unterfordert; Bodenkontakt, Körpermitte, Sitzen und Stehen; Kraft; Bühnenangst; Neurophysiologie der Bewegungssteuerung; Ergonomie; Gewichtspiel; Feinmotorik und Grobmotorik; Dynamik, Tempo, Artikulation, repetierende Bewegungen; Rolle des Handgelenks. Aus Teil 2: Fünf Erfahrungsschichten beim Retraining (Sensomotorik – Neuorganisation von Bewegungskoordinaten – Transfer auf das Instrument – Arbeit mit dem Aufmerksamkeitsmuster – Verkörperung von Intensität).
Dieses neue Buch ist für alle Spielenden und Lehrenden von Holz- und Blechblasinstrumenten, Streich- und Zupfinstrumenten, Schlagzeug, Tasteninstrumenten sowie für Sänger und Sängerinnen interessant und auch heilsam. Unbedingt empfehlenswert!
Michael Wessel