Søren Hyldgaard
Tritonus
Konzert für Bassposaune und Orchester, Partitur 1. Druckfassung
22 Minuten Musik für Bassposaune und Orchester verspricht Tritonus. Komponist Søren Hyldgaard, im vergangenen Jahr im Alter von 57 Jahren verstorben und bekannt für seine Filmmusiken, hat hier ein kraftvolles, unterhaltsames und in der Posaune sehr virtuoses Werk vorgelegt. Avantgardistische Musik ist dies nicht, aber sicher eine Bereicherung für manches Konzertprogramm. Der Musik liegt ein Kompositionsauftrag des Staatstheaters Braunschweig zugrunde – das Staatsorchester Braunschweig und Posaunist Stefan Schulz, Mitglied der Berliner Philharmoniker und Professor an der Universität der Künste Berlin, spielten im vergangenen Jahr die Uraufführung.
Mit ein bisschen Dampf in den Streichern (Sechzehntel im Quintraum, rauf und runter) und langen hohen Tönen der Holzbläser startet die Soloposaune flott (Allegro misterioso, Viertel = 130) schon im achten Takt mit synkopierter, aufwärts strebender Phrase, assistiert von den Blechbläsern des Orchesters. Streicher und Holzbläser begnügen sich vorerst mit Einwürfen. Ein effektvoller Beginn! Wenn nach wenigen Takten die Bassposaune wieder schweigt, wirft die Harfe, kontrastvoll gewählt, ein paar abwärts fließende Achtel ein, die Streicher erwachen nacheinander zu neuem Leben und die Hörner entwickeln sich eine Zeit lang mit ihren immerwährenden Achteln zu Impulsgebern der fröhlich und agil bald wieder losstürmenden Bassposaune.
Der Satz wird dichter, das Tempo bleibt flott und schon beim Durchblättern der Partitur meint man, die bunten Farben Hyldgaards zu hören: ein paar Töne des Glockenspiels, recht exponiert, ein wenig Marimba, immer wieder Einwürfe der Holzbläser. Nach vorläufigem Höhepunkt (Tonrepetitionen der Blechbläser im Fortissimo) klingt es vorerst aus. Recht ruhig (mit einer kleinen komponierten Kadenz der Bassposaune zu Beginn) geht es bald schon weiter. Die nun sanft säuselnde Bassposaune wird später durch die Streicher belebt, die Blechbläser werfen Triolen ein: Hyldgaard modelliert sein Material ständig und vermeidet Stillstand. Die Bassposaune muss nun im Piano rauf bis zum notierten a”’ (später geht es noch ein wenig höher), im flotten Tempo und mit hämmernden triolischen Tonrepetitionen der Streicher geht es weiter. Rhythmisch trotzdem niemals vertrackt wird der Satz dichter, wobei kleine Figuren und Tonrepetitionen überwiegen.
Hyldgaard nutzt gezielt die unterschiedlichen Klangfarben der Instrumente in den kurzen Soli. Gockenspiel und Horn leiten über zu einem neuen Einfall: Adagio triste (Viertel = 64) mit hübschen Arpeggien der Harfe, sanft schnurrender Bassklarinette (über einem ebenso schnurrenden Fagott) und leisen, endlos langen Tönen der Streicher. Drängend schraubt sich die Bassposaune in höchste Regionen, einige Takt- und Tempowechsel folgen. Gegen Ende des Konzerts werden die Partien der Bassposaune technisch nochmals anspruchsvoller, der Part dominanter. Hyldgaard hat hier ein saftiges, wohlüberlegtes, virtuoses Werk für die Bassposaune geschaffen.
Heike Eickhoff