Werke von Amy Beach, Natalia Klouda und Clara Schumann

Triptych

Monte Piano Trio

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Genuin
erschienen in: das Orchester 12/2017 , Seite 71

Wieder einmal ist von einem jungen Kammermusikensemble zu berichten, von dem man voraussichtlich noch viel hören wird: Das Monte Piano Trio ist international besetzt, mit der Pianistin Irina Botan, dem Geiger Francesco Sica und dem Cellisten Claude Frochaux. Die Musiker haben sich an der Frankfurter Musikhochschule gefunden und musizieren seit 2008 zusammen.
Die neueste Produktion, die das Ensemble vorgelegt hat, vereint drei Trio-Kompositionen von drei Frauen aus (fast) drei Jahrhunderten unter dem Titel Triptych. Und das eigentlich Überraschende an der Kombination dieser drei Werke ist die Tatsache, dass sie in ihrer individuellen Tonsprache hörbar miteinander verwandt sind, also gut zueinander passen. Dass das Trio g-Moll op. 17 von Clara Schumann seinen eigenen Platz in der umfangreichen Gattungsgeschichte beanspruchen darf, muss nicht noch einmal begründet werden. Das Monte Piano Trio widmet sich dieser hochromantisch-schwärmerischen Komposition mit großer Ausgewogenheit und Klangschönheit, was durch die sensible Tontechnik kongenial eingefangen wird. Alle drei Musiker ordnen die solide Beherrschung ihrer Instrumente dem kammermusikalischen Miteinander unter, so als sei das die selbstverständlichste Sache der Welt.
Bemerkenswert an dieser CD aber sind die beiden anderen Werke, denn sie dokumentieren auf ihre individuelle Weise, dass man weder um die Mitte des 20. noch zu Beginn des 21. Jahrhunderts prinzipiell jegliche Anklänge an Tonalität und Klangschönheit meiden muss, um auf sich aufmerksam zu machen. Im Gegenteil: Sowohl die Amerikanerin Amy Beach als auch die Britin Natalia Klouda bedienen sich in ihrer Tonsprache selbstbewusst und konsequent auch tonaler Mittel und erzielen dennoch einen eigenen, unmittelbar ansprechenden Tonfall. Sehr überzeugend setzen beide Komponistinnen die drei Instrumente durchgehend sozusagen „artgerecht“ ein und verzichten auf alle modischen Geräuscheffekte; vor allem die beiden Streicher müssen hier nicht kratzen und klopfen oder auf andere Weise ihre Instrumente misshandeln.
Das kurze Klaviertrio a-Moll op. 150 von Amy Beach aus dem Jahr 1938 hat durchaus die Substanz eines Repertoirestücks und verdiente häufigere Aufführungen. Und Fantasy Triptych von Natalia Klouda, eine Auftragskomposition des Monte Piano Trios von 2014, nähert sich auf hintergründige Weise den drei Künstlerpersönlichkeiten Clara und Robert Schumann und Johannes Brahms, ohne sich ihnen durch offensichtliche Anleihen oder gar Zitate anzubiedern.
Zu Beginn des knapp viertelstündigen Opus erklingen zwei eher lyrisch getönte Sätze („Exploration – Clara“ und „Reflections – Johannes“), denen als Finale („Vexations – Robert“) eine kleine wohlkalkulierte Explosion folgt.
Fazit: eine dankbare Repertoireanreicherung, doch ohne jeden vordergründig feministischen Unterton, und gleichzeitig die Begegnung mit einem hochqualifizierten jungen Ensemble.
Arnold Werner-Jensen