Beethoven, Ludwig van
Triple Concerto/Symphony No. 5
Diese Beethoven-Aufnahme schlägt eine weite Brücke vom Hudson River bis an die Elbe. Sie entstand in New York, wo das Orchester The Knights seinen Sitz hat. Wesentlich initiiert ist sie aber von Jan Vogler, dem Cellisten und Intendanten der Dresdner Musikfestspiele, der selbst zwischen Big Apple und Elbflorenz pendelt. Vogler konzertiert seit einigen Jahren regelmäßig mit dem jungen, engagiert arbeitenden Ensemble und lud es 2009 erstmals zu den Musikfestspielen nach Dresden ein.
Es nimmt nicht wunder, dass er auch auf dieser Beethoven gewidmeten CD mitwirkt: im Tripelkonzert für Klavier, Violine, Cello und Orchester C-Dur op. 56, des Meisters speziellster Konzertkomposition. In ihr hat eigentlich das Cello die schönsten Stellen und dankbarsten Aufgaben, so dass sich Jan Vogler hier blendend in Szene setzen kann. Das freilich tut er nicht durch virtuoses Auftrumpfen, sondern durch das optimale Einbinden in Stil und Geist dieser musikalischen Ritter aus der Neuen Welt.
The Knights, die von Eric und Colin Jacobson als Dirigent bzw. Konzertmeister geleitet werden, sind kein Originalklangensemble, wohl aber der historisch informierten Musizierweise verpflichtet. Sie spielen Beethoven in kleiner, kammerorchestraler Besetzung und weitgehend ohne Vibrato. Sie halten sich an die Tempovorstellungen des Komponisten auch in der fünften Sinfonie c-Moll op. 67, dem anderen Stück auf diesem Silberling, das in derselben Zeit entstand wie das Tripelkonzert.
Doch es geht dem Orchester und seinen Leitern nicht allein um eine Spielweise, die den Intentionen Beethovens möglichst nahe kommt. Sie wollen den Geist dieser Musik vermitteln, ihre Visionen und Utopien, ihr humanes Ethos, aber auch wie beim Konzert ihre Spielfreude, ihr dialogisches Miteinander. Das Schöne an dieser erfrischenden Aufnahme ist, dass The Knights diesen Anspruch auch einlösen. Sie spielen nicht nur brillant, sondern eben auch immer mit einem spürbaren ideellen Hintergrund und einem brennenden Feuer der Menschlichkeit.
Das gibt auch bei einem so bekannten Werk wie der Fünften der im Übrigen außerordentlich spannenden Wiedergabe eine besondere Ausstrahlung und Intensität. Eric Jacobson am Pult weiß zudem durch individuelle Akzente in der Klanggestaltung und der Zeitdisposition seiner Deutung ein eigenes, nicht selten überraschendes Profil zu verleihen.
Beim Tripelkonzert, bei dem neben Jan Vogler Konzertmeister Colin Jacobson und der finnische Pianist Antti Siirala die anderen exzellenten Solisten sind, überzeugen nicht zuletzt das genaue Aufeinanderreagieren der Solisten und deren Harmonie im Klang, der wie der des Orchesters immer schlank und sehr wandlungsfähig ist. Eine Beethoven-CD, die zu hören viel Freude macht und die ihre Botschaft aufs Beste zum Ausdruck bringt.
Karl Georg Berg