Wilms / Hummel / Czerny / Beethoven
Trios
Unter den gängigen Trio-Besetzungen ist die mit einer Querflöte anstelle einer Violine eine eher seltene, und die Auswahl an Kompositionen für diese Instrumentenkombination ist deshalb auch eher schmal. Folglich gibt es nur wenige feste Ensembles in dieser Figuration. Unter ihnen ist das Trio Wiek eines der profiliertesten. Die drei Musiker spielen seit 2001 zusammen, alle drei waren Preisträger des Deutschen Musikwettbewerbs. Der Pianist und Namensgeber Florian Wiek ist Professor an der Musikhochschule Stuttgart, der Cellist Justus Grimm am Royal Conservatory in Antwerpen und Christina Fassbender wirkt als Soloflötistin an der Komischen Oper in Berlin.
Die CD mit vier weitgehend unbekannten Kompositionen legt beredtes Zeugnis nicht nur von der individuellen musikalischen Virtuosität der drei Persönlichkeiten ab, sondern dokumentiert auch ein bestechendes Maß an kammermusikalischer Übereinstimmung und Erfahrung im gemeinsamen Musizieren. Es ist den drei Musikern vor allem aber der vorzüglichen Flötistin dabei mit Sicherheit nicht anzulasten, dass dieser speziellen Instrumentenkombination doch eine gewisse klangfarbliche Monotonie eignet. Das Ausdrucks- und Farbspektrum der Querflöte ist, verglichen mit dem der Violine, relativ schmal, was sich vor allem beim kontinuierlichen Hören aller vier Kompositionen der CD bemerkbar macht. Dieser sozusagen naturgegebenen Einschränkung arbeiten die drei Musiker gemeinsam mit hörbarem Erfolg entgegen.
Die Werkauswahl ist ungewöhnlich und vereint vier recht unterschiedliche Dokumente, unterschiedlicher jedenfalls, als es der Begleittext (in dem die Tonarten außer bei Beethoven übrigens fehlen) andeutet. Tatsächlich unterscheiden sich die vier Werke beträchtlich, nicht nur in ihrer individuellen Ausprägung, sondern vor allem auch im Gewicht. So erweist sich das einleitende Trio op. 6 von Johann Wilhelm Wilms, das als (vermutete) Ersteinspielung vorgelegt wird, als spieltechnisch anspruchsvolle, wenngleich doch eher vordergründig unterhaltende Gesellschaftsmusik ohne größeren gedanklichen Tiefgang. Das an vierter Stelle angefügte Trio G-Dur WoO 37 von Ludwig van Beethoven ist ebenfalls ein ausgesprochenes Jugendwerk, entstanden vor 1790 und im Original statt des Cellos farblich reizvoller mit Fagott besetzt. Es lässt die spätere Meisterschaft Beethovens auf dem Gebiet der (Klavier-)Kammermusik eher ahnen, als dass es sie bereits vorwegnähme.
Dagegen überraschen die beiden Kompositionen des Mozart-Schülers Johann Nepomuk Hummel (Trio op. 78) und auch des als Schöpfer von Klavieretüden eher berüchtigten als berühmten Carl Czerny (Fantasia concertante op. 256) als abwechslungsreiche, fantasievolle Kabinettstückchen und damit als echte Bereicherung des schmalen Repertoires. Und es ist ein Gewinn, den drei engagierten Musikern bei der Meisterung dieser spieltechnisch sehr anspruchsvollen Aufgaben zuzuhören. Es ist bemerkenswert, wie viel überschäumende Spielfreude und zugleich vital-beherrschtes Musikantentum aus dem im besten Sinne routinierten Zusammenspiel sprechen.
Arnold Werner-Jensen