Johann Gottlieb Janitsch

Trio Sonatas

Berlin Friday Academy: Adam Masters (Oboe), Joseph Monticello (Flöte), Tim Willis (Violine), Lea Strecker (Viola), Alexander Nicholls (Violoncello), Daniel Trumbull (Cembalo)

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Brilliant Classics
erschienen in: das Orchester 05/2021 , Seite 85

Unter den Komponisten des 18. Jahrhunderts ist der aus Schlesien stammende Johann Gottlieb Janitsch (1708 – ca. 1763) eher wenig bekannt, und sogar sein Sterbejahr kann heute nur annähernd bestimmt werden. Bereits früh erhielt Janitsch eine musikalische Ausbildung, allerdings spiegelt sein weiterer Werdegang mit einem Studium der Rechtswissenschaft in Frankfurt (Oder) auf den ersten Blick nicht die typische Laufbahn eines Komponisten wider. Doch bereits während des Studiums erhielt er Kompositionsaufträge zu bedeutenden Anlässen.

Dass er 1736 in Rheinsberg/ Brandenburg eine Anstellung als Musiker bei dem preußischen Kronprinzen Friedrich, dem späteren preußischen König Friedrich dem Großen erhielt, bildet eine augenscheinliche Auszeichnung seiner musikalischen Fähigkeiten. Nach der Thronbesteigung Friedrichs im Jahr 1740 gelangte Janitsch an den preußischen Königshof, wo er weiterhin in den Diensten des musik- und kunstliebenden Monarchen – Friedrich der Große war selbst ein begabter Flötist und Komponist – stand. Die Bedeutung der Musikpflege am Hof Friedrichs wird besonders dadurch deutlich, dass man dort so namhaften Persönlichkeiten wie Carl Philipp Emanuel Bach als Hofcembalist oder Johann Joachim Quantz als Friedrichs Flötenlehrer und Mentor begegnet.

Die vorliegend eingespielten Sonaten Janitschs vermitteln einen anschaulichen Einblick in das Schaffen des Meisters und seine besondere Affinität zur Kammermusik. Der Begriff Sonate bedeutete im frühen 18. Jahrhundert noch nicht jene Dimensionen der Gattung, wie man sie später in der Wiener Klassik vorfindet. Dementsprechend bilden die eingespielten Werke typische Beispiele für die barocke Stilistik und damit für die Ästhetik jener Zeit, deren prägnantes Merkmal der durchgängige Generalbass, hier am Cembalo ausgeführt von Daniel Trumbull, darstellt.

Die Musiker der Berlin Friday Academy – benannt offenbar in Anlehnung an die von Janitsch in Rheinsberg begründeten „Freitags-Akademien“ – treffen mit ihrer soliden und subtilen Interpretation ganz die Klangwelten jener Zeit. Hervorzuheben ist die ausgesprochene Transparenz und Gesanglichkeit des Klangs, welche es dem Hörer ermöglichen, die einzelnen Instrumentalstimmen in ihrem Zusammenwirken mitzuverfolgen.

Bedingt durch den barocken Grundsatz der Einheit von Satz und Affekt kommen verschiedene musikalische Charaktere nicht innerhalb eines Satzes, sondern im Kontrast der Sätze untereinander zum Ausdruck. Auch hier stellen die Musiker ihr Können unter Beweis, indem diese Kontraste für den Hörer nachvollziehbar und ansprechend herausgearbeitet werden.

Alles in allem eine gelungene Einspielung, die zugleich die Ent­deckung eines Meisters ermöglicht, der nicht im direkten Fokus der Musikgeschichtsschreibung steht.

Bernd Wladika