Ferdinand Ries
Trio op. 63
for piano, flute and violoncello, hg. von Eric Lamb/ Martin Rummel
Zwei Ausgaben dieses Trios sind derzeit verfügbar, die von Cecil Hill 1984 herausgegebene bei Musica Rara, inzwischen von Breitkopf & Härtel übernommen, und die von Nikolaus Delius 1987 bei Kunzelmann. Die jetzt bei Paladino in Wien neu erschienene Edition des Trios zeichnet sich durch ein angenehm zu lesendes Notenbild und gut realisierbare Wendestellen aus. Erstellt wurde sie nach dem Manuskript des Komponisten und der englischen Erstausgabe von 1815 bei Clementi in London.
Wie die beiden anderen Ausgaben enthält sie keinen Kritischen Bericht, eine Entscheidung, die von den Herausgebern im (ausschließlich) englischen Vorwort pragmatisch, aber durchaus nachvollziehbar begründet wird: „While trying to stay as close to the original as possible, we have attempted to produce an edition that presents players with less problems than the original rather than opening up more questions.“
Komponiert hat Ries das Trio 1815 in Bath, also in seiner Londoner Zeit zwischen 1813 und 1824, die wohl die erfolgreichste und glücklichste seines Lebens war. Als Pianist, Komponist und Dirigent stand er in hohem gesellschaftlichem Ansehen, das ihm zudem erlaubte, die Interessen seines einstigen Lehrers Beethoven zu vertreten. Naheliegend übrigens auch, dass er als Besetzung nicht die Violine, sondern die Flöte wählte, ein bei englischen Musikliebhabern damals sehr beliebtes Instrument.
„Trio non difficile“ notiert Ries auf der ersten Seite des Autografs. Dem folgt die zeitgenössische Rezension im Gentleman’s Magazine vom März 1816, wenn sie es ein „easy trio“ nennt, und noch hinzufügt, dass es genau genommen mehr eine „Sonata with accompaniments, than a Trio“ sei. Flöte und Violoncello verbleiben, das lässt sich leicht verifizieren, in der überkommenen begleitenden Funktion, können aber, ermöglicht durch den sich technisch und figurativ zurückhaltenden Klavierpart, musikalische Impulse über rein begleitende Funktion hinaus geben.
Spieltechnisch ist das Trio bei Weitem nicht so anspruchsvoll wie die übrigen Klaviertrios des Komponisten, aber musikalisch auch nicht so leichtgewichtig, wie man vielleicht annehmen könnte. In der schon zitierten Rezension heißt es diesbezüglich, dass es „too originally to be properly called familiar“ sei. Es beginnt mit einem inhaltlich sehr konzentrierten Sonatensatz, dem ein Andantino folgt, ein Intermezzo von 24 Takten, dessen gesangliches Thema nicht viel mehr als vorgestellt wird, um dann mit einer kleinen Klavierkadenz attacca in ein spielerisch-heiteres Rondo zu führen.
So ist Ries mit diesem Trio – dessen Opuszahl wohl nur zufällig mit der des nur wenig später entstandenen, aber schon deutlich romantischeren Trios von Weber übereinstimmt – ein zwar noch klassischem Muster folgender Beitrag zum Klaviertrio „mit Flöte statt Violine“ gelungen. Aber wie die Neuedition dies beweist, ist es offensichtlich ein dauerhafter Beitrag für diese mit Literatur nicht besonders reich bedachte Besetzung.
Ursula Pešek