Carl Frühling

Trio op. 40 in A minor Alexander von Zemlinsky/ Trio op. 3 in D minor

David Bandieri (Klarinette), Joel Marosi (Violoncello), Marja-Liisa Marosi (Klavier)

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Brilliant Classics 95394
erschienen in: das Orchester 02/2019 , Seite 72

In der Nachfolge des Klarinettentrios von Johannes Brahms, das in seiner letzten Schaffensperiode 1891 entstanden ist, sind eine Reihe weiterer Werke für diese kammermusikalische Besetzung entstanden. Zwei dieser Kompositionen aus dem Wiener Umfeld haben die Interpreten unterschiedlicher Provenienz – der italienische Klarinettist David Bandieri, der Cellist Joel Marosi aus der Schweiz und die Finnin Marja-Liisa Marosi am Klavier – eingespielt.
Der Komponist Carl Frühling wurde 1868 in Lemberg geboren und war vornehmlich als Pianist, u.a. als Begleiter von Bronislaw Huberman und Pablo de Sarasate, sowie als Klavierpädagoge tätig. Von seinen Kompositionen sind einige kammermusikalische Werke bekannt.
Sein viersätziges Trio op. 40 in a-Moll lässt sich nicht genau datieren. Es ist nur bekannt, dass es 1925 im Druck erschienen ist. Es ist eine unbeschwerte Komposition, die im ersten Satz von den lebhaften Kontrasten zwischen Kantabilität und rhythmischer Verve lebt, während der zweite Satz in seinem tänzerischen Duktus ein wenig Wiener Charme anklingen lässt. Im dritten Satz dominiert unter zunehmender Ausweitung der Harmonik ein friedliches Zwiegespräch zwischen Klarinette und Violoncello. Der Schlusssatz hat eine gefällige Melodik und schließt mit einer etwas opulenten Coda.
Die Interpreten spielen dieses hörenswerte Trio inspiriert und mit intensivem, manchmal etwas zu reserviertem Ausdruck. Die interpretatorische Einheit des Trios wird etwas durch die ungünstige Aufnahmetechnik beeinträchtigt, die das Violoncello hervorhebt und das Klavier in den Hintergrund rückt.
Das gewichtigere dreisätzige Trio d-Moll op. 3 von Alexander Zemlinsky (1871-1942) verdankt seine Entstehung seinem Vorbild Johannes Brahms, der sich 1896 dafür einsetzte, dass ein Kompositionswettbewerb für ein Kammermusikstück unter Beteiligung mindestens eines Blasinstruments ausgeschrieben wurde. Brahms selbst war auch als Juror tätig, und nachdem Zemlinsky ein dritter Preis zuerkannt wurde, bewog Brahms seinen Verleger Simrock zum Druck des Werks. Die stilistische Nähe zu Brahms ist nicht verwunderlich, zumal Zemlinsky wie viele andere in Wien als „Brahmine“ galt. Der Einfluss zeigt sich kompositorisch und reicht bis in Motivähnlichkeit.
David Bandieri gestaltet den Klarinettenpart mit weicher Tongebung, während der Cellist Joel Marosi seinem Instrument klanglich etwas mehr Nuancen abgewinnen könnte. Die Pianistin Marja-Liisa Marosi bleibt auch hier zu sehr im Hintergrund und lässt Klarheit vermissen. Das Trio erfasst den Ausdruck dieser spätromantischen Musik bei stellenweise etwas statischem Spiel, ohne jedoch ganz in seine Tiefen vorzudringen. Dazu fehlt es an differenzierterer Dynamik und klanglichen Nuancen sowie an stärkeren rhythmischen Konturen.
Das nur englischsprachige Booklet beschäftigt sich weit ausholend mit dem Begriff des Eklektizismus anhand Adornos Zemlinsky Aufsatz.
Heribert Haase