Loudová, Ivana

Trio Italiano

für Klarinette, Fagott und Klavier

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Certosa, Klein Winternheim 2012
erschienen in: das Orchester 04/2013 , Seite 69

Der noch sehr junge Certosa Verlag widmet sich ausschließlich originalen Werken von Komponistinnen. Einen Schwerpunkt bilden dabei zeitgenössische Werke. Unter den inzwischen über 200 Ausgaben finden sich auch einige Werke der tschechischen Komponistin Ivana Loudová. Sie wurde 1941 geboren und hat zunächst in Prag bei Miloslav Kabelác und Emil Hlobil studiert und dann in Paris ihre Studien bei Olivier Messiaen und André Jolivet fortgesetzt. 1992 wurde sie selbst Kompositionsprofessorin in Prag. Ihr Schaffen ist sehr vielseitig und weist eine Fülle an Kammermusikwerken auf.
Das Trio Italiano für Klarinette, Fagott und Klavier ist für das „Ensemble Musica per tre“ entstanden. Die Entstehungszeit des Trios wird in der Ausgabe unterschiedlich angegeben. Auf der Titelseite steht 1986, im Einführungstext der Komponistin wird aber 1987 bis 1988 erwähnt.
Mit seinen sieben kurzen Sätzen ist das Trio Italiano als Suite angelegt. Die einzelnen Sätze tragen charakterisierende Überschriften, die auf markante italienische Orte und deren Besonderheiten verweisen.
Die erste Station ist Arezzo. Die Musik lädt zu einem Morgenspaziergang mit Naturtonintervallen und Vogellauten im Wechselspiel des Klaviers mit dem Bläserduo ein. Der Zauber von Florenz lässt die Bläser überwiegend im Unisono zur rhythmisch belebten Klavierbegleitung schwelgen. Der mit „Die Geliebte aus Verona“ übersetzte Titel des nächsten Satzes muss wohl eher „Das Liebespaar in Verona“ heißen, denn wer anders als Romeo und Julia verbergen sich hinter dem klagenden Liebesduett von Klarinette und Fagott, das den Satz bestimmt? In die Vergangenheit der Paläste von Mantua verweist auf musikalischer Ebene der Orgelpunktklang des Klaviers, im Pianissimo entstehende Melodiefloskeln der Bläser, Trillerketten im Fagott und bizarr wirkende Klaviereinwürfe.
Dass Loudová auch eine Musik mit Augenzwinkern schreiben kann, zeigt sich besonders, wenn im fünften Satz die Primadonnen der Mailänder Scala miteinander wetteifern. Während der Klavierpart im Tonalen verharrt und Verdi’sche Begleitfloskeln imitiert, gefallen sich Klarinette und Fagott in virtuoser Selbstdarstellung. Im Kontrast dazu steht der modal geprägte Satz „Die Kontemplation in Certosa“. Den Abschluss bildet eine Gondelfahrt am Abend in Venedig, eine äußerst harmonische Musik in B, die nur selten metrisch ins Wanken gerät.
Loudová kommt in den sieben Skizzen des Trio Italiano ganz ohne moderne Spieltechniken aus. Die Musik ruft mit klaren, einfallsreichen Ideen die zu vermittelnden Eindrücke hervor. Es ist eine kurzweilige Musik, die das Repertoire für die seltene Trio-Besetzung von Klarinette, Fagott und Klavier um ein im besten Sinne unterhaltsames Werk bereichert. Ein Vergnügen für Profis, aber auch von jungen Studenten gut zu bewältigen, die schon Erfahrung in der Kammermusik gesammelt haben und über ein gutes Rhythmusgefühl verfügen.
Heribert Haase

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