Johannes Brahms

Trio für Klavier, Klarinette (Viola) und Violoncello

a-Moll op. 114, hg. von Katharina Loose-Einfalt, Fingersatz: Klaus Schilde, Partitur und Stimmen

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Henle
erschienen in: das Orchester 05/2018 , Seite 66

„Spielen Sie das Brahms-Trio?“ Das bin ich bei Auftritten mit meinem Ensemble in der Besetzung Klarinette, Violoncello und Klavier oft gefragt worden – ein Beweis der großen Popularität dieser Komposition. Entstanden ist das Werk 1891 zeitgleich mit dem Klarinettenquintett op. 115.
Nach einer schweren schöpferischen Krise ließ sich Johannes Brahms durch den ersten Klarinettisten der Meininger Hofkapelle Richard Mühlfeld wieder zu neuen musikalischen Ideen inspirieren. Der Komponist zeigte sich sehr beeindruckt von Mühlfelds Spiel und seiner musikalischen Ausdruckskraft. In einem Brief an Clara Schumann schrieb Brahms: „Man kann nicht schöner Klarinette blasen, als es der hiesige Herr Mühlfeld tut.“ Die beiden Musiker führten das Klarinettentrio gemeinsam mit dem Cellisten Georg Hausmann im Dezember 1891 in der Berliner Singakademie erstmalig öffentlich auf. Dieses Konzert bildete den Grundstein für Mühlfelds internationale Karriere.
Johannes Brahms’ Trio in a-Moll op. 114 ist ein sehr cantables Werk, das gekonnt heitere, nachdenkliche und bewegte Momente miteinander verknüpft. In der kompositorischen Form zeigt sich ein großer zusammenhängender Bogen sowie eine stetige Entwicklung in der motivischen Gestaltung. Die drei Instrumente verbinden sich zu einer musikalischen Einheit, wobei ihre unterschiedlichen Charaktere zur Geltung kommen. Die Verwendung der dunkleren A-Klarinette schafft ein stimmiges Klangbild im Zusammenspiel mit dem Violoncello. Das tritt besonders deutlich hervor, wenn die beiden Instrumente sich imitieren und gegenseitig umspielen. Das Violoncello eröffnet die Komposition mit einer sehnsüchtig aufsteigenden Melodie, die von der Klarinette übernommen wird. Das Klavier setzt diesen gesanglichen Linien energetische Passagen entgegen. Letztlich findet die Musik im ersten Satz aber immer wieder zu ihrem melodiösen Charakter zurück. Die Sechzehntelläufe im Pianissimo, die auch den Satz beenden, schaffen eine besondere, geheimnisvolle Stimmung.
Auch im Adagio stehen große kantable Bögen im Mittelpunkt. Der Satz verströmt Ruhe und eine musikalische Weite ohne klare Begrenzungen. Der dritte Satz, das dreiteilige Andantino grazioso, lädt mit seiner Anmut und den folkloristischen Anklängen zum Tanzen ein. Im temperamentvollen vierten Satz stehen sich kontrastierende Rhythmen im 2/4-, 6/8- und 9/8-Takt gegenüber, die in einen fulminanten Schluss münden.
Die hier vorliegende Neuedition von Brahms’ Klarinettentrio ist im Henle-Verlag erschienen. Sie folgt dem Notentext der Neuen Ausgabe sämtlicher Werke von Brahms und überzeugt durch eine detaillierte und fundierte Quellenrecherche der Herausgeberin. In Kombination mit der guten Qualität des Druckbilds ist die Ausgabe zur Einstudierung des Werks sehr zu empfehlen!
Anna Catharina Nimczik