Werke von Théodore Lalliet, Maurice Ravel, Francis Poulenc und Sergej Fachmaninow
Trio Cremeloque
Savka Konjikusic (Klavier), Luís Marques (Oboe), Franz-Jürgen Dörsam (Fagott)
> Wie so viele exotischere Formationen ist auch das Trio Cremeloque ständig mit dem Problem eines äußerst beschränkten Repertoires für die eigene Besetzung konfrontiert. Im vorliegenden Fall ist es eigentlich nur ein einziges Werk Francis Poulencs Trio aus dem Jahr 1926 , das der Kombination aus Oboe, Fagott und Klavier die musikalische Daseinsberechtigung verleiht. Wenig wurde sonst in der Folge (oder gar vorher) für diese Besetzung komponiert; allenfalls Jean Françaix mit seinem Faible für Bläserkammermusik fällt einem da ein.
Das Trio Cremeloque, das sich in Lissabon in Dozentenkreisen zusammengefunden hat, wartet auf seiner CD allerdings mit einem weiteren Original auf: Théodore Lalliets Terzetto trägt die gesangliche Anlage quasi schon im Namen. Oboe und Fagott dürfen hier, begleitet von einer eher eindimensionalen Klavierstimme, in bester Opernmanier singen mal harmonisch vereint, mal im virtuosen Wettstreit des Finalsatzes, in dem Lalliet kaum einen Hehl aus seinem Hauptberuf als Oboist an der Pariser Oper macht. Höhepunkt aber, und von Luís Simões Marques und Franz-Jürgen Dörsam behutsam und mit viel melodischem Feingefühl gestaltet, ist das zentrale Andante maestoso, das die Einspielung dieser kleinen Entdeckung allemal rechtfertigt.
Etwas schwerer tut sich das Trio Cremeloque mit Francis Poulencs Trio. Hier kommt man nach einer etwas vorsichtigen Lento-Einleitung zwar nach und nach in Fahrt, ein auf den Punkt gebrachter Bläserton,
eine brillante Klavierstimme oder gar französische Eleganz wollen sich aber nicht in allen Phasen der Wiedergabe einstellen. Hier ist alles sauber musiziert und von der Tontechnik bei leichter Betonung der beiden Bläser trennscharf abgebildet, dennoch hätte man sich eine ganze Portion mehr Finesse und Leichtigkeit gewünscht genauso wie für die Bearbeitung von Maurice Ravels Pavane, die hier doch arg bieder und unelegant daherkommt.
Hörbar wohler scheinen sich Savka Konjikusic, Luís Marques und Franz-Jürgen Dörsam in der Bearbeitung von Sergej Rachmaninows Trio élégiaque zu fühlen, das sie ganz aus dem Klang heraus musizieren und in dem sie mit drei Instrumenten durchaus orchestrale Fülle entfalten. Ein wenig mehr hätte die Aufnahme das Klavier hier betonen dürfen, im Großen und Ganzen gibt das Trio Cremeloque Rachmaninows Jugendwerk aber viel instrumentale Wärme mit.
Ein Wort noch zum dreisprachig gestalteten Beiheft dieser CD: Gerne hätte man noch etwas mehr über Théodore Lalliet oder (statt der banalen Aneinanderreihung musikalischer Aktivitäten der drei Künstler) den interpretatorischen Ansatz des Trio Cremeloque erfahren. Ganz bestimmt aber hätte man sich gewünscht, dass der wenig literarische (deutsche) Text sorgfältiger redigiert und die zahlreichen Zeichensetzungsfehler korrigiert worden wären.
Daniel Knödler