Adrian Connell

Transformations (Symphony No. 4) for ten players

Partitur

Rubrik: Rezension
Verlag/Label: Edition Dohr
erschienen in: das Orchester 5/2025 , Seite 71

Bereits im Alter von elf Jahren, als seine Klassenkameraden noch dem Fußball nachjagten, begann Adrian Connell (*1964) mit dem Schreiben von Musik. Es entstanden erste Arrangements populärer Stücke für die Swing-Band und das sinfonische Blasorchester seiner Schule, später kamen erste Jazzkompositionen dazu. Bis zum Übergang in die Universität hatte Adrian dann bereits eine Jazz Rhapsody (wer hier wohl Pate stand?), zwei Sinfonien im Stile Mahlers und einen preisgekrönten Kids’N’Cops March geschrieben. In Großbritannien gab es damals offensichtlich musikbegeisterte Schulen und große Talente, hoffentlich ist das heute auch noch so.
Nur einige Jahre nach Abschluss seines Musikstudiums schrieb Adrian Connell 1990 mit Transformations eine Ensemblekomposition für 10 Solisten (Holzbläser- plus Streichquintett) von ca. 12 Minuten Dauer, in der sich ein heftiger und stürmischer musikalischer Anfang zu einem friedlichen Ende transformiert. Die außermusikalische Idee des Werks war es, die Verwandlung einer rauen Winterlandschaft zu zeigen, wobei schon in den ersten Takten die Saat des kommenden Sommers enthalten ist.
Kompositionstechnisch nutzt Connell in Transformations eine einzige Tonreihe, aus der heraus die gesamte musikalische Entwicklung gebaut ist. Die Komposition ist an der Tonalität orientiert, dabei moderat modern, musikalisch klar und gut gemacht. Zwei Überarbeitungsschritte in weitem Zeitabstand (1997 und 2019) bezeugen das kompositorische Ringen um ständige musikalische Verbesserung.
Connell ist kein kompositorischer Großmeister, laut der Verlagsbiografie wurden seine Werke (vor allem Auftragsarbeiten) bis dato vor allem im Südwesten Großbritanniens aufgeführt. Aber er ist eine dieser immens wichtigen Musikerpersönlichkeiten, die an ihrem Platz in der Welt das Musikleben vor Ort nachhaltig, unverzichtbar und oft multifunktional prägen: als Dirigenten, Interpreten, Komponisten und Musikpädagogen, als Arrangeure und Herausgeber.
Mit seinen aktuellen Veröffentlichungen in der deutschen Edition Dohr (neben den Transformations sind dort weitere seiner Kammermusikkompositionen, Lieder und Solowerke erschienen) hat sich Connells Resonanzraum deutlich erweitert. Konzerten mit seiner für das Publikum attraktiven Musik steht in Deutschland nichts mehr im Wege: Die auch für fortgeschrittene Laieninterpreten gut spielbaren Werke sind sauber herausgegeben, die Partituren und Einzelstimmen relativ günstig zu erwerben.
Dass bei der Aufführung von Werken aktueller Komponisten Urheberrechtsabgaben fällig werden – so viel sollte uns unser lebendiges Musikleben wert sein. Eine klare Empfehlung.
Stephan Froleyks