Werke von George Gershwin, Martin Müller, Herbert Festl und Wolfgang Weth

Timing

Rubrik: CDs
Verlag/Label: XOLO CD 1034
erschienen in: das Orchester 06/2014 , Seite 77

Wolfgang Weth, ehemaliger Soloklarinettist der Badischen Staatskapelle und Mitglied des Opera Swing Quartetts, und der Gitarrist Martin Müller sind seit vielen Jahren musikalische Partner, denen das gemeinsame unterhaltende Musizieren am Herzen liegt. Sie haben eine große Affinität zum Jazz, sind aber durch die Kompositionen des Gitarristen Martin Müller auch in der spanischen Musik zuhause.
Die Musiker eröffnen ihre CD nicht gerade einfallsreich mit zwei Gershwin-Arrangements: dem zweiten Prelude für Klavier und der Rhapsody in Blue, die zwar dem Klarinettisten einige Gelegenheiten zur solistischen Entfaltung bietet, aber doch wenig von der Rasanz der Komposition vermittelt. Die sich anschließenden Suiten gehen auf persönliche Eindrücke der Interpreten zurück, die Martin Müller dann in Töne gesetzt hat: Wedding Day Suite ist eine Hochzeitsmusik für ein Bäcker-Ehepaar, in der Bach, Dowland und My funny valentine anklingen, während sich die Leidenschaft für Andalusien und insbesondere die Stadt Ronda mit ihrer berühmten Stierkampfarena in der dreisätzigen Suite Andaluz zeigt.
Dass die beiden Interpreten den leiblichen Genüssen nicht abhold sind, verrät die Rosenberg Suite, die einen Besuch in einem renommierten Gasthaus im gleichnamigen Ort mit den kurzweiligen Sätzen „Aperitif“, „Menue“, „Tasting“ und „Smoke“ musikalisch swingend reflektiert. Da lag es nahe, auch die volksmusikalische Suite Bayern dry des Posaunisten Herbert Festl mit ins Programm zu nehmen, deren erster Satz den ironischen Titel Viel zu trinken gab es wenig trägt und darin das Münchner Hofbräuhaus zitiert. Nach dem zweiten Satz „Landeleur“ wird im dritten Satz „Klarinettenteufel“ dem Klarinettisten Wolfgang Weth einiges an Virtuosität abverlangt. Skurril wird es dann noch am Ende der CD, wenn ein knisterndes Feuergeräusch das letzte Stück The burning clarinet von Wolfgang Weth eröffnet, der dann doch noch zu einem gelungenen jazzigen Solo mit begleitender Gitarre anhebt.
Eine unterhaltsame, nett gespielte Silberscheibe eines gut harmonierenden Duos mit einer Musik, die allerdings recht spurlos an einem vorbeizieht.
Heribert Haase