Werke von Marco Uccelini, Tarquino Merula, Giovanni Battista Buonamente und anderen

Tierisch barock – When animals talk

Nel Dolce – Das Kölner Barockensemble: Stephanie Buken (Blockflöte), Olga Piskorz (Violine), Harm Meiners (Violoncello), Luca Quintavalle (Cembalo) und Philipp Wagner (Blockflöte und Oboe)

Rubrik: CDs
Verlag/Label: TYXart TXA 15062
erschienen in: das Orchester 01/2016 , Seite 80

Zwar gab es schon vor dem Zeitalter des Barock gelegentliche Imitationen von Tierlauten in der Musik: Komponisten wie Clément Janequin und Josquin des Prez beispielsweise zeichneten den Gesang der Vögel nach. Doch zu voller Blüte entwickelt sich diese musikalische Vorgehensweise erst im Barock. Davon zeugt eine ebenso anregende wie unterhaltsame Einspielung des Ensembles „Nel Dolce – Das Kölner Barockensemble“, das für Tierisch barock zudem von dem Oboistin und Blockflötisten Philipp Wagner unterstützt wird. Der Stamm des Kölner Barockensembles besteht indes aus der hervorragenden Blockflötistin Stephanie Buyken, die sich auf dieser Einspielung vielfach auszeichnen kann, der Geigerin Olga Piskorz, Harm Meiners (Cello) und dem Cembalisten Luca Quintavalle.
Das Ensemble hat eine Vielzahl von teilweise sehr unterhaltsamen Werken des Früh- und Hochbarock ausgewählt, die auf sehr unterschiedliche Weise zeigen, wie intensiv sich die Komponisten der Zeit mit Tieren und deren musikalischer Imitation befasst haben. Wobei manches sich schon beim ersten Hören erschließt, während die Titel anderer Kompositionen eher beliebig gewählt erscheinen. Manchmal gackert und tiriliert es auf Tierisch barock ganz herzerfrischend, aber auch Katzen und die nach ihnen benannte Musik wird lustvoll zelebriert. Heinrich Ignaz Franz Biber gelingt dies herzzerreißend in seiner Sonata Violino Solo Representativa
C 146. Hauptsächlich aber haben vor allem Vögel zur Nachahmung angeregt: Der Brite Robert Orne stellt uns ganz naturalistisch einen Kuckuck vor, bei Nicola Matteis ist es eine Nachtigall. Gar nicht lumpen lässt sich Robert Orme, der ornithologisch weitschweifiger in den vier Sätzen seiner hier erstmals eingespielten Sonate gleich eine ganze Reihe unterschiedlicher Vögel schildert. Antonio Vivaldi, neben Domenico Scarlatti sicher der bekannteste Komponist auf dieser CD, bildet zudem einen ziemlich aufgeregten Distelfinken lautmalerisch ab.
Obwohl die Einspielung durchgängig auf interpretatorisch hohem Niveau ist und zudem wirkliches Hörvergnügen verbreitet, vermag sich nicht jede Komposition beim Hören sofort „tierisch“ zu erschließen: Giovanni Battista Bounamentes lahmes Pferdchen ebenso wenig wie der Pelikan von Maurizio Cazzati. Was dem Unternehmen aber dank der Kompetenz von „Nel Dolce – Das Kölner Barockensemble“ keinen Abbruch tut. Über die teilweise recht komplexen ästhetisch-philosophischen Hintergründe der Kompositionen verrät zudem der lesenswerte Booklet-Text einiges.
Walter Schneckenburger