Joseph Wölfl

Three Piano Concertos

Nataša Veljković (Klavier), Südwestdeutsches Kammerorchester Pforzheim, Ltg. Johannes Moesus

Rubrik: CDs
Verlag/Label: cpo 555 149-2
erschienen in: das Orchester 11/2021 , Seite 75

Als Joseph Wölfl sich 1798 oder 1799 in Wien mit Beethoven am Klavier duellierte, lobte man vor dem Tastendonner des jungen Bonner Klaviertitanen Wölfls „apollinische Klarheit“. Und seine „Riesenhände“ fielen damals auch auf, die es erlaubten, Dezimen zu greifen wie andere Musiker Oktaven sowie „doppelgriffige Passagen mit Blitzesschnelligkeit auszuführen“.
1773 in Salzburg geboren und 1812 in London gestorben, war Wölfl seinerzeit einer der leuchtenden Sterne am Musikhimmel. Er hinterließ eine große Menge Kompositionen – nicht nur für das Klavier – und wurde dennoch von der Geschichte schnell vergessen. Nachfolgende Generationen hatten sich an Mozart und Beethoven festgebissen und ließen wenige andere neben diesen gelten. Dabei finden sich gerade bei Wölfl entscheidende Wurzeln für die im 19. Jahrhundert aufblühende Tastenvirtuosität.
Heute sieht man Mendelssohn und Liszt durchaus als seine Nachfolger auf diesem Feld, und sein Schüler Cipriani Potter, der später Direktor der Royal Academy of Music wurde und seine Eleven nach Wölfls Méthode de Pianoforte op. 56 unterrichtete, prägte eine ganze Generation von Klaviervirtuosen.
Wölfl also ist ein wichtiges Bindeglied zwischen Klassik und Romantik, seine eigenen Kompositionen aber lassen das nicht immer sofort erkennen. So klingen die Klavierkonzerte Nr. 2 und 3 sowie das Concerto da Camera Es-Dur – sie stammen alle aus den Jahren 1804 bis 1810 – wie purer Mozart und wachsen stilistisch nur selten über diesen hinaus. Wölfl hatte Mozart 1790 in Wien aufgesucht, ob er bei ihm Unterricht hatte, ist ungewiss; sicher aber unterrichtete ihn Michael Haydn.
Wölfls Musik ist leichtfüßig und elegant, die Themen sind eingängig, werden aber sehr gekonnt und fantasievoll variiert. Langweilig ist das nicht, aber doch sehr gediegen. Kein Wölkchen trübt den strahlenden Himmel, was die Reize etwas mindert. Unerwartete Moll-Passagen wie bei Mozart oder ein Dur, das nach Moll klingt, gibt es hier kaum, und wenn, dann sind sie nicht sehr tiefgehend. Dafür aber oft vollgriffig.
Die Aufnahme der genannten drei Konzerte mit der Pianistin Nataša Veljković – Gewinnerin des Clara-Haskil-Wettbewerbs 1985 – und dem Südwestdeutschen Kammerorchester Pforzheim stammt aus dem Jahr 2016, wurde aber erst jetzt veröffentlicht.
Bereits 2008 gab es beim selben Label eine CD mit den Klavierkonzerten Nr. 1, 5 und 6. So ergänzt diese Einspielung unter der Leitung von Johannes Moesus bisherige Wölfl-Aufnahmen und schließt eine klaffende Lücke. Die Wiedergaben sind dabei ebenso unbeschwert, wie es die Werke selbst sind. Die Künstler geben sich manche Freiheit in der Tempogestaltung, was diesen Aufnahmen eine virtuose Leichtigkeit in der interpretatorischen Sichtweise gibt, sie unverkrampft und relativ spontan musiziert daherkommen lässt.
Matthias Roth