Schmidt, Thomas

Theatermanagement

Eine Einführung

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: VS Verlag für Sozialwissenschaften/ Springer, Wiesbaden 2012
erschienen in: das Orchester 10/2012 , Seite 61

Dass Theater ein professionelleres Management brauchen, ist eigentlich keine neue Erkenntnis. Allerdings sind professionelle Ausbildungsgänge und die dazugehörige Fachliteratur immer noch Mangelware. Thomas Schmidt, geschäftsführender Direktor des Deutschen Nationaltheaters und der Staatskapelle Weimar sowie gleichzeitig Professor für Theater- und Orchestermanagement im entsprechenden Masterstudiengang an
der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt am Main, schafft mit seiner aktuellen Publikation erste Abhilfe.
Sein Buch gliedert sich in drei große Themenblöcke: 1. die Grundlagen des Theaterbetriebs, 2. das System Theater – Prozesse, Strukturen und Management und 3. Zukunftsfragen – die Transformation der Theatersysteme. Zunächst beschreibt er die bestehenden Strukturen anhand der öffentlichen und nichtöffentlichen Theater in Deutschland, ergänzt durch
einen kurzen Exkurs in die USA. Unter anderem geht der Autor auf die aktuelle Kulturpolitik und die Legitimationskrise des Theaters ein. Dabei werden die gegenwärtig besonders diskutierten Rahmenbedingungen, aber auch Krisen und Krisenmanagement erläutert. An dieser Stelle kann man geteilter Meinung sein, ob es sinnvoll ist, aus einem einzelnen konkreten und tagesaktuellen Sachverhalt (Insolvenzgefahr bei der Theater und Philharmonie Thüringen GmbH) und der dazugehörigen Presseberichterstattung Material für ein Lehrbuch zu generieren. Das mag einerseits anschaulich sein, ist andererseits aber auch bald überholt. Ähnlich verhält es sich mit einer Übersichtstabelle zu den jüngsten Theater- und Orchesterkrisen (2009-2014!). Das scheint dann für ein Buch mit zu heißer Nadel gestrickt.
Der zweite große Themenblock befasst sich mit den wesentlichen Ablaufprozessen im Theaterbetrieb, von der Konzeption über die Planung, die Produktion bis hin zur Präsentation. Zielsysteme, Zielkonflikte und Lösungsansätze werden angesprochen, aber auch Fragen zur Besucherbindung, zur Wirtschaftlichkeit und zu weiteren wesentlichen Bereichen der Betriebswirtschaft im Theater. Breiten Raum nehmen auch die Themen Organisation und Management im Theaterbetrieb ein. Vieles kann naturgemäß nur angerissen oder in Tabellenform dargestellt werden, einen guten Überblick über Abläufe und Prozesse erhält man allemal.
Im dritten Themenblock werden Zukunftsfragen behandelt und Vergleiche der Theatersysteme aus Belgien und den Niederlanden herangezogen. Der Autor meint zusammenfassend, dass es im deutschen Theater-
system zu weiteren Transformationsprozessen kommen wird. Damit wird sich auch das Bild der Theater- und Orchesterleiter wandeln. Dem kann man zustimmen und hoffen, dass die neuen (angehenden) Theater- und Orchesterleiter dieses Buch auch lesen, verstehen und wesentliche Erkenntnisse umsetzen mögen.
Gerald Mertens