Dmitri Shostakovich
The Symphonies – Complete Recording
Marina Shaguch, Arutjun Kotchinian, Prague Philharmonic Choir, Gürzenich-Orchester Köln, Dmitrij Kitajenko
Beim Label Capriccio ist eine neue Gesamtausgabe sämtlicher Symphonien von Dmitri Schostakowitsch auf CD herausgekommen. Das ist sehr zu begrüßen, denn die hier versammelten Aufnahmen sind von enormer Qualität. Dem Dirigenten Dmitrij Kitajenko am Pult des prachtvoll disponierten, ausdrucksstark und üppig aufspielenden Gürzenich-Orchesters Köln gelingt eine famose Wiedergabe, bei der einfach alles stimmt. Seine Auffassung der verschiedenen Symphonien Schostakowitschs ist von großem Elan, Euphorie und Geschlossenheit geprägt. Einfühlsam wird der Hörer in die Musik hineingezogen, die große Plastizität atmet und eine Menge an spezifischen Klangfarben aufweist. Dass das Klangerlebnis ein ganz fantastisches ist, liegt in erster Linie an der hier eingesetzten Mehrkanaltechnik. Diese leistet einer großen Transparenz Vorschub. Man hört viele Einzelheiten im reichhaltigen Orchesterapparat.
Mit Bravour gelingt es Kitajenko, die einzelnen Instrumentengruppen zusammenzuhalten und in den großen Gesamtzusammenhang einzubetten. Die technische Perfektion des Zusammenspiels ist meisterhaft, genau wie die Fähigkeit des Dirigenten, zu jedem Zeitpunkt die musikalische Spannung aufrechtzuerhalten. Seine Herangehensweise an Schostakowitschs Symphonien ist von einem enormen interpretatorischen Feinschliff bestimmt. Die musikalische Auslotung der Partituren zeugt von einem großen Verständnis des Dirigenten. Das musikalische Erleben wird unter seiner umsichtigen Leitung ganz groß geschrieben. Das Klangereignis ist bei allen hier versammelten Einspielungen einfach umwerfend. Immer tiefer tauchen Dirigent und Orchester in die Partituren ein, was ein sehr differenziertes und nuancenreiches Klangbild ergibt, das sowohl von dem von der Musik thematisierten politischen Gehalt als auch vom emotionalen Standpunkt aus Furore macht. Kitajenko wartet mit einer ausgemachten dramatischen Spannung auf, ohne dabei die oftmals ironisch anmutende Seite der Musik zu vernachlässigen. Von den einzelnen Instrumentengruppen sind in erster Linie die Streicher-Soli, die die lyrischen Momente gekonnt herausstellen, sowie die markanten Holzbläser zu erwähnen. Ein prägnanter Höhepunkt des stets präsenten Orchesters reiht sich an den anderen. Auf hohem Niveau bewegen sich die vorzüglich singenden Vokalsolist:innen. Insgesamt ist zu konstatieren, dass diese hervorragende CD-Box gleichsam eine Jahrhundert-Veröffentlichung darstellt, über die sich der Komponist sehr gefreut hätte.
Ludwig Steinbach