Werke von Schubert, Berlioz, Mendelssohn und anderen
The Romantics
10 CDs
 	Sir Roger Norrington wurde am 16. März 80 Jahre alt. Ein Hoch auf diesen Mann! Er ist eine Wohltat. Ist er doch ganz ausgeprägt ein Dirigent, der sich sehr gründliche Gedanken macht, bevor er etwas tut; einer derjenigen, die in der Lage sind, dieses Denken in Worte zu fassen und ihr Tun damit zu begründen; und einer, der Gedachtes und Gesagtes dann unverwechselbar in der Musik erlebbar macht.
 	Von 1998 bis 2011 war Roger Norrington Chefdirigent des Radio Sinfonieorchesters Stuttgart des SWR, eines in Deutschland beachteten und bekannten, gleichwohl konventionellen Sinfonieorchesters, das von 1971 bis 1977 immerhin von Sergiu Celibidache geleitet wurde. In den dreizehn Jahren seiner Tätigkeit in Stuttgart etablierte Norrington dort eine Klangkultur, die als Stuttgart Sound bekannt wurde. Er wandte auf die Arbeit mit einem modernen Sinfonieorchester seine Erkenntnisse der historisch informierten Aufführungspraxis an. In seiner lakonisch-humorvollen Art pflegt er das Wesen seines Stils auf die Formel no vibrato zu reduzieren  das war ein entscheidender Aspekt. Aber was er in Wirklichkeit tut, ist den Musikern die Eigenheiten ihrer Instrumente und die Bedeutung ihrer Partien bewusst zu machen.
 	Als Dokument dieser Zeit sind bei Hänssler Classic mehrere CD-Boxen erschienen. Die Ausgabe zu Norringtons Jubiläum rundet das Repertoire im Stuttgart Sound bis zu Mahler und Elgar ab. Auf zehn CDs sind versammelt: Schuberts Große C-Dur-Symphonie; Berlioz Symphonie fantastique; die Schottische und die Italienische von Mendelssohn; Bruckners Vierte; Brahms Dritte und Vierte; Dvoráks Aus der Neuen Welt; Tschaikowskys Sechste und die Nussknacker-Suite; Mahlers Erste und Vierte sowie Elgars Enigma-Variationen und die Konzertouvertüre In the South. Total time: 10 Stunden 47 Minuten.
 	Hier gibt es profunde Einsichten in die Entdeckungen eines Musik-Forschenden und -Liebenden, der sich nie mit der herrschenden Meinung zufrieden gegeben hat. Es sind im Klang herbe Erkenntnisse, die ihren Reiz erst nach einer Weile entfalten und den Zuhörer zwingen, Position zu beziehen. Selbst solche Renner wie Mendelssohns Italienische oder Dvoráks Neunte wollen sich nicht dem Ohr anschmeicheln, denn Norrington mischt sie von innen heraus auf. Ganz großartig und aufrüttelnd gelang Norrington und den Stuttgartern Mahlers vierte Symphonie. Selbst in diesem friedlicher angelegten Werk Mahlers, das mit Die Himmlischen Freuden aus Des Knaben Wunderhorn schließt, entdeckt Norrington im ersten Satz ein unheimliches Getümmel schriller Töne, eine verstörte und verstörende Unordnung, die man als Reaktion des sensiblen Komponisten auf die in der Industrialisierung sich verbiegende Welt rundherum wahrnimmt.
 	Sir Roger Norrington  The Romantics: In jedem Werk der Sammlung gibt es Aspekte zu entdecken, die konventionelle Dirigenten nicht so pointiert herausarbeiten. Das sichert dieser Sammlung, der Arbeit von
 	Roger Norrington, noch auf sehr lange Zeit ihre Bedeutung.
 	Laszlo Molnar


            
            
            